Überschwemmungen in Nizwa
Mit dem IPad auf den Knien ging es also wieder los von Wahiba Sands durch die einsame Prärie des Omans in Richtung Nizwa. Diese Autofahrt war hinsichtlich mehrerer Dinge bemerkenswert:
- Selbst in Google Maps waren einige der neugebauten Überlandstraßen nicht bekannt. Wir sind also durch das Niemandsland gefahren, in dem noch keine Schilder standen (generell gibt es wenig Beschilderung im Oman) und haben uns eher an Himmelsrichtungen orientiert.
Die Fahrt hatte daher einen Pfadfinder-Charakter. Zum Glück gab es hin und wieder eine Tankstelle und die freundlichen Omani haben dann versucht, uns auf unserer analogen Papierkarte einigermaßen den Weg zu erklären. - Zwei Dinge sind bei einer solchen Fahrt extrem wichtig: ein Palette Wasser im Kofferraum und ein voller Tank.
Apropos Tanken: Auch ich bin an dem Tag wieder Auto gefahren, wobei es grundsätzlich im Oman nicht ungewöhnlich ist, dass Frauen Auto fahren. Allerdings fahren sie immer nur dann, wenn der Mann nicht mit im Auto dabei ist. Sonst fährt natürlich nur der Mann.
Wir wurden also tatsächlich angestaunt wie Zootiere, als wir an der Tankstelle erst getankt haben und dann noch beide ausgestiegen sind: Ich auf der Fahrerseite – und auch noch mit kurzen Hosen – und Dirk auf der Beifahrerseite. Ein Frevel ! Ein omanischer Frevel….. Aber auch hier trafen wir wieder auf Omani, die uns trotzdem völlig vorbehaltlos halfen und sehr freundlich waren. Zum Beispiel als es auf der einen Tankstellen-Toilette kein Waschbecken gab und der Omani mir ein Stück Weihrauch in die Hand drückte zum Reiben zwischen den Fingern – als Waschersatz. - Der Oktober ist übrigens auch der Monat der sintflutartigen Regenfälle, genannt Monsun, vor dem auch der gut vorbereitete Oman-Reisende immer wieder gewarnt wird. Dieser Monsun führt dazu, dass innerhalb von Minuten Flüsse über das Ufer treten und die sogenannten Wadis (eigentlich ausgetrocknete Flussläufe) volllaufen und damit auch diverse Straßen innerhalb kürzester Zeit so überschwemmen, dass selbst mit einem Geländewagen kein Durchkommen mehr ist.
Auch das hatten wir auf der Strecke, so dass wir entweder Ausweichrouten nehmen mussten oder langsam durch das Wasser rollten oder den Omani zusehen konnten wie sie das Wasser auf der Straße nutzten, um ihr Auto zu waschen (Ihr erinnert Euch ? Genau: ein dreckiges Auto steht ja unter Strafe… 😉 )In Nizwa selbst hatte es besonders schlimm am Vorabend geregnet – eigentlich hatte es geschüttet und geprasselt.
Hier sind tatsächlich die Bagger angerückt, um Schlamm und Geröll von der Straße zu schieben. Es waren noch riesige Wasserlachen mitten in der Stadt, in denen so manches abgesoffene Auto schwamm. Aber daran sind die Omani gewöhnt und was bei uns einen Ausnahmezustand hervorrufen würde, gehört hier einfach zum Leben dazu. Und so war auch keine hektische Betriebsamkeit zu erkennen, sondern der Vieh-Markt startete ganz normal, es waren vielleicht ein paar weniger Ziegenhirten aus den Bergen auf den Markt gekommen, um die Tiere feilzubieten, aber das gesellige Markttreiben hatte der Monsun noch nicht zum Erliegen gebracht.
Nizwa ist eine mittelgroße Stadt und war schon immer eines der wichtigsten politischen und religiösen Zentren des Oman.
Daraus resultiert der Bau eines der größten Forts des Landes, das man besichtigen kann und das sehr gut restauriert wurde.
Dazu gibt es in Nizwa einen sehr großen und bedeutenden Suq, auf dem vor allem die regional bekannten Silberschmiedeprodukte angeboten werden.
In Nizwa ist auch eine der bekanntesten und besten Universitäten des Landes angesiedelt und zieht jedes Jahr auch immer mehr ausländische Studenten an. Es gibt inzwischen auch Kooperationen mit Deutschen Universitäten.
In Nizwa haben wir also kurz Station gemacht, um uns das Fort anzusehen und sind dann in das Al Hamra Gebirge gestartet. Wir hatten ein spezielles Hotel auf dem Berg gebucht, dass nur über eine steile Geröllpiste zu erreichen war und die wollten wir diesmal nicht bei Dunkelheit überwinden.
Also ging es wieder in die Prärie durch sehr karges Land und zum Teil menschenleere Ortschaften mit halb zerbrochenen Lehmhäusern bis wir zur Einfahrt in den Berg kamen. Ich sag nur: Differentialsperre….aber das könnt Ihr im nächsten Beitrag genauer nachlesen. 🙂