Kanada

Calgary bis Lake Louise

In Calgary sind wir bei Regenwetter und mittelmäßigen Temperaturen gelandet, es war nicht wirklich schön und vor allem nicht schön warm für August, aber für die erste Nacht in einem Flughafenhotel und zum Einsammeln unseres kleinen Geländewagens war es in Ordnung.

Am nächsten Morgen sind wir Richtung Rocky Mountains und zum berühmten Lake Louise gestartet – na ja – auch das war mitten im kalten Regen. Was uns irritierte war die Wettervorhersage: in den nächsten Tagen sollten die Temperaturen von unseren spröden 10 Grad auf hochsommerliche 30 Grad ansteigen. So ganz glauben konnten wir das nicht – vor allem in den Bergen ab 2000 m Höhe waren wir eigentlich (zumindest in den Alpen) immer etwas niedrigere Temperaturen gewöhnt. Na mal schauen, ob Ben Wettervogel wirklich richtig liegt oder ob ihm da jemand einen – kanadischen – Bären aufgebunden hat.

Interessanterweise fährt man wirklich auf die Rocky Mountains zu: man sieht sie von Weitem schon, wenn man durch die Provinz Alberta mit ihren flachen grünen Wiesen durch das weite Land fährt. Die Rockys steigen sehr plötzlich an und man fährt auf sie zu wie auf ein Tor, das in diese einzigartige Bergwelt führt. Die Berggipfel türmen sich vereinzelt schon mit verschneiten Spitzen auf und bei uns stieg Vorfreude und Aufregung mit den Bergen gleichermaßen an.
Kennt Ihr das Gefühl, wenn man sich den Alpen nähert und dann den Brenner hochfährt bis man oben ist und sich auf einmal wunderbare Bergwelten auftun und dann kurz darauf bei Bozen links der Schlern um die Ecke lugt…. so in etwa war auch hier das Gefühl. 🙂

Es war irgendwie alles neu – und doch so bekannt  – aber auch überwältigend, weil die Rockys nochmal mit anderen Dimensionen daher kommen.

Zumindest fährt man hier deutlich entspannter als in den italienischen Alpen, weniger Autos, weniger Raser,  wir konnten schön die gut ausgebauten Landstraßen entlang cruisen.
Wir haben den Weg als Ziel genommen, an vielen schönen Seen und Aussichtspunkten gehalten, immer wieder Fotostopps gemacht und die wunderbare Bergwelt genoßen.

Banff

Unser erster längerer Halt entlang des Trans-Canada-Highway war natürlich in Banff – der Stadt in der Provinz Alberta, die einen der höchsten Bekanntheitsgrade genießt durch ihre weltweit geschätzten Skigebiete im Banff National Park. Auch Dirk kannte Banff aus Winterzeiten – ok, 20 Jahre vorher – als er hier zum Skiurlaub war. Im Sommer und 20 Jahre später war sein Erinnerungsvermögen an Stadt und Umgebung jedoch etwas getrübt. Also haben wir Banff für uns neu entdeckt, allerdings ist dieses kleine Städtchen seit Jahrzehnten nicht nur das Herz der kanadischen und weltweiten Skifahrer-Gemeinde, sondern auch ein Touristenmagnet und damit auch mit noblen Château-Hotels bestückt und hat durchaus teure Einkaufsstraßen zu bieten. Übrigens wurde es schon deutlich wärmer und der Regen hatte sich auch verzogen. Banff ist allerdings neben allem Pomp auch bekannt dafür, dass hier gerne Elche, Rehe und anderes Waldgetier schon mal durch die Stadt ziehen und die von den Stadtgärtnern bepflanzten Blumenrabatte kürzen und sich schmecken lassen. So waren Rehe immer ein gern genommenes Fotomotiv, Elche konnten wir leider nicht bewundern.
       

Touristen Hot-Spot Lake Louise

Auf unserer Weiterfahrt kamen wir dann am Nachmittag bereits am Lake Louise vorbei. Leider war kein Rankommen ! Wir waren in der Hauptsaison unterwegs, alle Parkplätze am See waren voll. Also wollten wir am nächsten Morgen unser Glück versuchen und machten uns erstmal weiter zu unserer Unterkunft, der Cathedral Mountain Lodge.

Die Lodge ist wunderschön gelegen am Fuße der Berge, von Wald umgeben, toll gestaltet mit diversen Hütten, die locker über das Gelände verteilt waren und bereits wunderschön angeleuchtet.
   
Unsere Hütte war ein schwedisch-kanadischer Traum aus Holz mit einem handgearbeiteten Bett und liebevoll dekoriert.
Wir haben dann beschlossen, das Abendessen im Restaurant in der Hauptlodge zu nehmen und das war mit einem fantastischen Blick in die Bergwelt verbunden – irgendwie rechnet man dort immer damit, dass gleich ein Elch oder ein Grizzly am Fenster auftaucht.

Am nächsten Morgen war es auf dem Weg zum Frühstück noch recht frisch, aber der Tag versprach sonnig und auch wärmer zu werden.
Also setzen wir uns wieder ins Auto und unternahmen heute den nächsten Versuch, Lake Louise anzusteuern. Wir waren wirklich morgens an der Parkplatz-Einfahrt – und sie war schon wieder gesperrt, da überfüllt. Total enttäuscht fuhren wir erstmal weiter und kamen an weitere  – weitaus leerere und ebenfalls schöne – Seen oberhalb zum Halten. Auf dem Rückweg fuhren wir gaaaanz langsam an der Einfahrt zu Lake Louise vorbei  – und wir hatten Glück und schlüpften durch ein Loch in der Reihe nach vorne direkt auf den Parkplatz. Also wenigstens etwas – und wenn man dann mal in die erste Reihe am Seeufer gelangt *seufz*, dann hat man einen Wahnsinnsausblick ! Ja, er ist verdammt schön, Lake Louise, durch das blaue Gletscherwasser zwischen den hohen Bergmassiven verbreitet sich eine ganz eigene Atmosphäre.

Aber im Ernst: es ist und bleibt eine Touristenhölle, darauf muss man gefasst sein. Das ist echt unglaublich !

Colombia Icefields

Unser zweites Tagesziel waren die Colombia Icefields am Icefield Parkway, der Richtung Jasper National Park führt. Wir wollten dort zum Athabasca Glacier, der bis weit die Berge hinunter reicht, aber eher traurige Berühmtheit hat, vor allem , wenn man sich dort die Markierungen anschaut, bis wohin dieser Gletscher noch bis in den 1970er Jahren gereicht hat. Noch ein Opfer der globalen Erwärmung !

Es wurde jedoch auch nicht besser, als wir gesehen haben, dass die Touristenmassen doch glatt mit Bussen durch die flacheren Ausläufer des Gletschers kutschiert wurden ! Wie kann man so etwas zulassen, frage ich mich ? Auf der einen Seite wird das Schmelzen der Gletscher lang und breit dargestellt, in Ausstellungen gegenüber historisch aufbereitet und dokumentarisch erläutert und dann schickt man Busse mit ihren warmen Abgasen durch die restlichen, schmilzenden Eisfelder ? Ich verstehe das nicht. Wir sind zu Fuß doch auch bis dorthin gekommen – und wer zu Fuß nicht in der Lage ist, der muss halt sich das von dort ansehen, wohin ihn seine Füße tragen. Meines Erachtens müsste an dieser Stelle die Natur tatsächlich besser geschützt werden – vor allem vor dem Brachial-Tourismus.

Lake Peyto

Auf dem Rückweg haben wir weiterhin an wunderschönen Lookouts angehalten und sind in kleinen Schluchten mit Wasserfällen gekraxelt und haben noch mehr tiefblaue Gletscherseen einsogen und genoßen.
         

Bären-Alarm !

Ich hatte immer den Fotoapparat auf den Knien – aber natürlich nicht nur wegen der Seen und Berge, sondern ich habe natürlich auch gehofft, Elche oder sogar Bären zu sehen. Angeblich sollte das nicht so selten sein, aber ob uns wirklich grade jetzt einer begegnen würde ? Wir waren schon sehr skeptisch !

Aber dann: am rechten Fahrbahnrand wackelten einige Sträucher mehr als der Wind verursachen konnte ! Wir fuhren ganz langsam, hielten uns rechts – und tatsächlich: ein Schwarzbär war 5 Meter von der Fahrbahn entfernt im Gestrüpp der Böschung unterwegs. Wir fuhren langsam neben ran und beobachteten ihn. Ganz vorsichtig ließ ich mein Fenster nur einige Zentimeter runter, um ein paar Fotos ohne Fensterscheibe zwischen uns zu machen.
Was man dazu sagen sollte ist: überall ab Einfahrt in den Park, also wirklich ÜBERALL wird man darauf hingewiesen, dass die Tiere, denen man hier begegnen kann, Wildtiere sind ! Das heißt, sie sind gefährlich ! Und wirklich ÜBERALL steht, wie man sich verhalten soll: also ja nicht aus dem Fahrzeug steigen und sich keinesfalls nähern. Falls man Bären auf der Wanderung begegnet: nicht füttern, nicht wegrennen und so weiter. Also man muss blind sein, wenn man diese Regeln übersieht und lebensmüde, wenn man sie nicht einhält.

So haben wir uns also daran gehalten, auch um den Bären nicht zu stören und ihn vielleicht länger beobachten zu können. Aber was soll ich sagen: wir waren die einzigen, die sich dran hielten !
Jedes mal wenn ein Auto auf dem Icefield Parkway am Fahrbahnrand gehalten hat  – aus welchem Grund auch immer – nahmen alle anderen an, dass die Insassen was gesehen hatten: Bären oder Elche.
Und dann hielten alle anderen natürlich auch an. Das hieß, dass es innerhalb weniger Minuten ein Verkehrschaos auf dieser idyllischen Landstraße gab und sich der Fahrbahnrand in kürzester Zeit mit Autoschlangen füllte.
Und dann kommt’s: Da stellen sich die Leute doch glatt mit ihren Kameras noch VOR mein Fenster zum Fotografieren !!!  Ich war empört ! Und fassungslos ! Was für einer Gefahr sich viele Menschen ahnungslos  aussetzen. Aber: ich hatte die ersten Fotos und wir haben uns dann schnell aus dem Staub gemacht. 🙂

Die ersten 2 Tage waren toll ! Und wir mussten am nächsten Morgen früh los, denn es sollte eine recht lange Strecke bis Revelstoke gehen – und da sollte das Kanada-Abenteuer erst richtig beginnen…..

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