Südinsel nach Nordinsel #15: Das Fähren-Desaster & Wellington
Viel Zeit sollte man in seinen Reiseberichten nicht zu diesem Thema verschwenden, aber wir kommen nicht umhin, es zu erwähnen: das derzeitige Fähren-Desaster mit Interislander – der Verbindung zwischen neuseeländischer Nord- und Südinsel als Teil des wichtigsten State Highways No. 1.
Von 6 Fähren ist derzeit nur 1 Passagierfähre in Betrieb und lässt damit viele ratlose und wütende Reisende (auch einheimische Reisende) jeweils auf der Nord- oder Südinsel versauern. Von den 5 restlichen Fähren wird eine nur noch für Frachttransporte genutzt und die anderen warten auf ihre technische Reparatur, selbst die im Januar neu erworbene (gebrauchte) Fähre Nummer 6 konnte nicht in Betrieb gehen und hat einen technischen Defekt. Das führt bei Urlaubern wie Einheimischen tatsächlich zu ständigen Diskussionen und diverse Foren sind voll von frustrierten Gestrandeten, die nach anderen Wegen bzw. Fährfahrten suchen. Häufig werden die nicht nutzbaren Buchungen von Interislander storniert, man erhält sein Geld zurück, aber keine Alternative und bleibt damit auf einer Insel hängen. Selbst Umbuchungen auf Charterflüge von Nelson nach Wellington sind derzeit hoch im Kurs. Ein weiteres Desaster für Neuseelands Tourismus im ersten Sommer nach der Pandemie und nach den Naturkatastrophen der letzten Wochen auf der Nordinsel.
Ihr fragt Euch: wo sind wir nun hängen geblieben?
Antwort: Gar nicht! Wir hatten ein wahnsinniges Glück mit der richtigen Buchung zur richtigen Zeit auf der richtigen Fähre. Und wurden dafür neidisch beim Check-In von gestrandeten Reisenden beäugt, die spontan auf einen der wenigen Restplätze gehofft hatten – und keinen erhielten.
Wer sich also das nächste Mal über die Deutsche Bahn ärgert, der mag sich wenigstens kurz darüber freuen, dass Deutschland nicht aus 2 Inseln besteht. 😉
Wir sind nach 3 Stunden Fahrt mit der Fähre, die fast wie eine kleine Kreuzfahrt durch den Queen Charlotte Sound anmutet, also in der Bucht von Wellington auf der Nordinsel angekommen.
Hier offenbarte sich der zweite Grund für die Probleme mit Interislander: das Fährterminal von Wellington soll erneuert und umgebaut werden. Nun gilt auch hier am Ende der Welt das Elphi-Prinzip: wie bei der Elbphilharmonie in Hamburg dauern manche Bauarbeiten deutlich länger, kosten mehr als gedacht, behindern das Tagesgeschäft und manchmal lässt man es trotzdem halt ein bisschen liegen. 🙂
Also haben wir unsere Koffer aus dem Ersatz-Zelt abgeholt und uns mit dem Taxi in unser B&B in der Innenstadt bringen lassen.
Wellington
Im B&B hat uns Dean in Empfang genommen, der mehrere Häuser mit Gästezimmern in der Stadt besitzt und uns unser Zimmer für die nächsten zwei Nächte gezeigt hat. Wir freuten uns über das moderne, in Stahl und Glas gehaltene Haus und unser ebenso modernes Zimmer und starteten mit einem Begrüßungs-Rosé, auf den uns Dean in der Frühstückslounge des B&B’s eingeladen hatte.
Abends wollten wir spontan in der benachbarten Cuba Street, der Bar- und Restaurant-Meile, nach leckerem Essen Ausschau halten. Und nach ein bisschen Wartezeit an der Bar konnten wir in einem argentinischen Steakhaus einen Tisch ergattern und uns ein ausgezeichnetes Steak bestellen. Über der Flasche Rotwein und unseren Gesprächen vergaßen wir etwas die Zeit und mussten um 22 Uhr feststellen, dass wir die letzten Gäste waren, einige Stühle bereits hochgestellt und man nur wartete, dass wir endlich zahlten. Um 22 Uhr! Wir verließen also mit einem kleinen schlechten Gewissen das Lokal und diskutierten wieder einmal, dass die frühen Essenszeiten wohl nicht nur im ländlichen Neuseeland üblich sind, sondern sogar in der Hauptstadt. Bars, Restaurants schließen auch hier üblicherweise zwischen 21 und 22 Uhr und dann werden die Bürgersteige hochgeklappt.
Gegenüber von unserem B&B wurde jedoch laut weitergefeiert und wir überlegten kurz, ob wir uns dort nicht selbst einladen. Wir entschieden dann jedoch, nicht als Ü40 die Studentenparty zu sprengen und kehrten in unser Zimmer zurück. Was uns als Stadtmenschen nicht so störte, war für Dean jedoch eine Lärmtortur und so musste er um Mitternacht die Polizei bestellen, um gegenüber für Ruhe zu sorgen.
(Ergänzung: am nächsten Abend hatten wir deutlich früher einen Tisch reserviert und achteten darauf, diesmal nicht als letzte das Restaurant zu verlassen. 🙂 Dieses Thema wird uns noch begleiten….)
Am nächsten Morgen diskutierten wir beim Frühstück mit Dean, was wir unternehmen könnten. Es war wieder Dauerregen angesagt, aber anscheinend versprach zumindest der Morgen etwas Besserung. Nach einem kleinen kurzen Erdbeben-Wackler, das nur Dean und Dirk bemerkten, stand der Plan für den Tag: wir würden das bessere Wetter am Morgen nutzen und mit dem Cable Car auf den Hausberg hochfahren, um Wellington von oben zu sehen.
Nachmittags würden wir an der Seepromenade entlang zum Nationalmuseum laufen und uns während des Regens dort umsehen. Dazu muss man wissen, dass das Nationalmuseum in Wellington zu den besten 5 Museen der Welt gehört, sehr interaktiv und interessant gestaltet ist und auch für uns Themen beherbergte, die wir uns unbedingt ansehen wollten: Details zu Flora & Fauna auf Neuseeland, zu den Vulkanen und eine ganze Etage über die Maori Kultur. Dazu gab es ein Erdbebenhaus, in dem man begleitet von einem sehr gut gemachten Film ein Erdbeben von Stärke 6 miterleben konnte.
Als wir das Museum verließen, waren die Temperaturen um mindestens 10 Grad gefallen und es regnete wie aus Kübeln. Also suchten wir uns ein Taxi und fuhren zurück ins B&B. So war unser Wellington Aufenthalt kurz, aber intensiv.