Neuseeland

Nordinsel #19: Te Pā Tū Maori Experience

Uns hat schon immer die polynesische Kultur fasziniert und so möchten wir auch mehr über die Maori, das indigene polynesische Volk auf Neuseeland, erfahren, die irgendwann so in den 1350er Jahren mit ihren Kanus von Ost-Polynesien nach Neuseeland kamen und es als erstes Volk besiedelt haben – lange vor den Europäern.

Die Maori nennen Neuseeland Aotearoa, was so viel heißt wie „Lange weiße Wolke“, denn Wolken war das Erste, was sie sahen nach langer Zeit im Kanu auf dem Meer und was ihnen den Hinweis gab, dass Land in der Nähe war.

Eine Freundin hat uns das Tamaki Maori Village empfohlen, das mittlerweile Te Pā Tū heißt und ein Maori Wald-Dorf in der Nähe von Rotorua ist.

Wir haben uns also Tickets für eine Maori Experience gebucht, die uns Kultur, Gesänge, Handwerk und natürlich Essen der Maori näherbringen soll.

Treffpunkt ist der Gathering Place (Platz der Zusammenkunft) in Rotorua, dort werden alle Touristen mit dem Bus eingesammelt und dann zum Wald-Dorf gefahren. Auf der kurzen Fahrt dorthin weist uns ein Maori Tour Guide bereits ein. Wir müssen die ersten Worte lernen und es dauert etwas, bis er mit dem ganzen Bus zufrieden ist und wir alle die normale Begrüßungsformel einwandfrei hinbekommen: KIA ORA.

Kia Ora steht für „Hallo“ und wir werden es sehr oft aussprechen an dem Tag, denn es wird wirklich ständig verwendet, wenn man auf jemanden trifft und ihm freundlich begegnen möchte.

Wir lernen auch noch weitere Worte, aber nur eines ist mir noch hängen geblieben: Waka. Das heißt Kanu.
Wikipedia sagt dazu etwas ausführlicher: Waka bezeichnet einerseits das Kanu als Boot und andererseits zusammen mit einem Namenszusatz das Kanu, mit dem die Maori Vorfahren von Hawaiki nach Neuseeland gekommen sind und von welchem betreffenden Kanu sie abstammen.

Jetzt wird im Bus noch kurz unser Anführer bestimmt, der den Maori-Anführer begrüßen darf …. das berühmte „Naseln“, also die Nasen und die Stirn werden zur Begrüßung kurz zweimal aneinandergedrückt.

Dann steigt unsere Gruppe aus dem Bus aus und wir werden vor dem Haupttor des Dorfes postiert: unser „Anführer“ und der „Anführer“ aus dem zweiten Bus in der ersten Reihe, daneben ihre „Übersetzer“ – unsere Tour Guides.

Und wir stehen alle dahinter. Wir dürfen alles filmen und fotografieren, aber wir sollen stillstehen, nicht rumlaufen und vor allem nicht lachen oder irgendwas reinrufen. Es herrscht Ordnung bei der Begrüßung! Das drückt unseren Respekt aus. Und so stehen wir erwartungsvoll vor dem wunderbar aus Holz gezimmerten und verzierten Haupttor und warten auf das, was da gleich passiert.

Schließlich hört man lautes, eher kriegerisches Geheul hinter dem Tor und wir sehen einen mit Federumhang geschmückten Maori auf uns zutänzeln, seinen Speer kunstvoll schwingend und in gebührendem Abstand bleibt er schließlich vor den Anführern stehen, versucht sie mit seinen Bewegungen und dem Speer erstmal einzuschüchtern und dann legt er als Begrüßung einen Ast des Silberfarns, der neuseeländischen Nationalpflanze, ab.

Den dürfen die beiden Anführer nun aufheben und die zwei Busgruppen haben Einlass zum Wald-Dorf erhalten. Wir folgen also dem Maori und gelangen auf eine Art Vorplatz, auf dem wir vom Maori-Anführer, seinen Kriegern und Frauen mit Gesang und Ansprache begrüßt werden. Die Anführer naseln untereinander und dann dürfen wir ins wirkliche Dorf. An verschiedenen Stationen werden wir in die kulturellen Besonderheiten eingewiesen: zu den Pflanzen, den Hütten, den typischen Geschicklichkeitsspielen und zu den Tänzen. Da werden die Frauen angehalten, bei den Tänzen mit dem sogenannten Poi mitzuwirken, dem Ball am Strick, der in verschiedenen Sequenzen gewirbelt wird. Mich erinnerte das etwas an Cheerleaders und ihre Pompons. 🙂 

Und dann durfte natürlich der Haka Tanz der Männer nicht fehlen, der inzwischen weltweite Berühmtheit erlangt hat durch die Neuseeländische Rugby Nationalmannschaft, die ihn auch bei internationalen Wettbewerben als Nationaltanz vor dem Start des Matchs aufführt. Da können sich unsere dünnsingenden Fußballnationalspieler doch mindestens eine Scheibe von abschneiden…. 😀 So geht Nationalstolz!

Die Männer der Busgruppe mussten also ihre Gräten koordinieren, während wir Frauen das Debakel auf dem Handy festhielten. Man sollte meinen, Augenrollen und Zunge weit rausstrecken, sollten Männer doch ganz „easy peazy“ hinbekommen. Nun ja, das bedarf wohl doch eines längeren Trainings.

Danach wurden wir alle in einen schönen Versammlungsraum mit Bühne geleitet und mit Gitarrenbegleitung wurden hier verschiedene Maori-Lieder aufgeführt, die alle jeweils eine Geschichte erzählen, mal traurig, mal tragisch oder auch die ein oder andere Liebesstory.

Dann wurde sowohl von Männern wie von Frauen der Haka Tanz aufgeführt, was uns wirklich begeisterte!

Die ganze Aufführung war wirklich klasse, sie hätte gern noch länger gehen dürfen, aber dann wurden wir auch schon zum Essen in ein weiteres Maori-Haus gebeten. Dort wurden wir Tischen zugewiesen: wir saßen mit einem italienischen und einem australischen Pärchen am Tisch und hatten viel zu lachen, während wir das 3-Gänge Menü genossen.

Wir hatten kein typisches Hangi Dinner gebucht, bei dem die Speisen in einem Erdofen gegart werden. Da wird zum Beispiel ein ganzes Schwein in Bananenblätter eingewickelt und auf sehr heiße Steine im Boden gelegt und zugedeckt. Das Schwein gart über Stunden, bis es superzart ist und fast auseinanderfällt. Dann wird es in einer Zeremonie aus dem Boden geholt, aufbereitet und gegessen.

Witzigerweise gibt es so etwas fast überall auf der Welt, wir haben es schon auf Hawaii miterlebt, da nennt man es „Luau“. Es gibt fast gleiche Zeremonien aber auch in verschiedenen asiatischen Ländern, in Südamerika und natürlich vor allem in Afrika.

Von unseren Reisen nach Hawaii können wir es empfehlen, mindestens einmal an so einer Zeremonie teilzunehmen, das Fleisch schmeckt auch unheimlich gut und ist sehr zart – wenn man den Touristen-Ansturm auf das Buffet dann überlebt hat. 🙂 

In unserem Maori-Dorf gab es daher ein aus frischen lokalen Produkten bereitetes Abendessen und nach einem neuseeländischen Port stand dann auch die Rückreise mit dem Bus nach Rotoroa an.

Es hätte insgesamt noch etwas mehr Kulturprogramm sein können, aber die Art wie wir begrüßt wurden, eingebunden wurden in die „Dorf-Aktivitäten“ und das Bühnenprogramm hat uns sehr gut gefallen. Die Maori-Kultur ist ein extrem wichtiger Bestandteil Neuseelands, sie wurde viel zu lange unterdrückt und mit jedem – auch touristischem – Interesse an den Maoris gibt man ihnen ein Stück Daseinsberechtigung zurück. Aus Gesprächen mit Einheimischen haben wir erfahren, dass es immer noch viel Ungerechtigkeit und auch Vorbehalte und Intoleranz gegenüber der indigenen Gruppe der Maoris gibt. Wie so oft auf dieser Welt. Allein mit dem Interesse an der anderen Kultur und Sprache kann man schon viele Brücken bauen, Respekt schaffen und Toleranz gegenüber anderen Lebensformen. Hilft übrigens auch in jeglicher Hinsicht im Leben und beim Reisen ….

2 Kommentare

  • Sandra S.

    Hallo Ihr zwei, es freut mich sehr, dass euch dieser Besuch auch so viel Freude bereitet hat wie mir damals. Auch wenn es ein Touri-Event ist, habe ich es damals auch als hochwertig und liebevoll gestaltet empfunden. Ich habe damals mitgenommen, dass es ja nicht nur die Möglichkeit für Touristen ist, Einblicke in die Maori-Kultur zu bekommen, sondern eben auch für die Maori eine der wenigen Möglichkeiten ist, ihre Kultur zu pflegen, zu leben und weiterzugeben (auch innerhalb der Maori). Eure Erzählung hat mir wieder Detailerinnerungen zurückgebracht. An die Suche nach einem „Bus-Anführer“ hatte ich gar nicht mehr gedacht. 🙂 GLG Sandra

    • simlin76

      Danke für Deinen Tipp mit dem Maori Village Te Pa Tu ! Freue mich schon, wenn wir uns über NZ austauschen können. 🙂
      VG Simone

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