Uluru #2: Patji Tour & Uluru Tour
Das Gebiet um Uluru (Ayers Rock) und Kata Tjuta (The Olgas) ist so besonders hinsichtlich Kultur, Geologie, Fauna & Flora und Klima, dass es sich lohnt, es nicht auf eigene Faust zu erkunden, sondern sich einem kompetenten Guide anzuschließen.
Und so hatten wir an unseren beiden Tagen in Yulara zwei Ausflüge mit dem Tour Anbieter SEIT gebucht, die jeweils nach dem Mittagessen starten sollten. SEIT führt Touren nur in kleinen Gruppen mit maximal 8 oder 9 Leuten durch.
SEIT – Patji Tour
An unserem ersten Tag waren wir sehr gespannt auf die SEIT Patji Tour, die sich hauptsächlich mit der Aborigine Kultur rund um den Uluru befasst.
Uluru ist übrigens der Familienname des Aborigine Stammes, dem das Land gehört, auf dem der Uluru steht. Also nicht Schmidt oder Meier, sondern eben Uluru. 🙂 Und ein Mitglied der Uluru Familie sollte uns begleiten, uns ein bisschen in die Welt der Aborigine einführen, Geschichten erzählen, uns an Orte bringen, die man ohne vorherige Erlaubnis nicht betreten darf.
Unser Guide Mitch erklärte uns, dass wir das Familienmitglied am Cultural Center im National Park treffen würden. Es handelte sich um eine junge Frau vielleicht Anfang 30, die zusammen mit ihrer Nichte, die etwa 8 oder 9 Jahre alt war, bereits auf uns wartete. Mitch hatte uns schon erläutert, dass die Aborigines sehr zurückhaltend und scheu sind, dass ihnen englisch reden schwerfällt und sie es nicht gewohnt sind, es auch noch vor anderen fremden Menschen zu sprechen. Und so sollten wir der jungen Frau etwas Zeit geben, sich an uns zu gewöhnen.
Es dauerte auch bestimmt zwei Stunden, bis sie etwas auftaute und gesprächiger wurde. In der Zwischenzeit kommunizierte sie eher mit Mitch in ihrer eigenen Sprache. Zum Glück konnte Mitch sich sehr gut mit ihr verständigen und er übersetzte dann für uns. Wir hatten eine Erlaubnis zur Einfahrt in das Aborigine Gelände und so zeigten die beiden uns besondere Orte – immer in Sichtweite und um den Uluru drumherum.
Wir fuhren an eine extra gebaute Kameltränke, bekamen Buschtomaten gezeigt, die man essen kann (von rund 38 Arten an Buschtomaten, kann man ca. 30 Arten essen und die anderen 8 Arten sind giftig – aber die sollte man kennen! 🙂 Ähnlich wie bei der Pilzsuche…), besuchten ein Felsloch, das sehr tief mit Wasser gefüllt war, gruben an einem bestimmten Baum entlang der Wurzel nach einer Delikatesse: einer dicken Made. Dazu gebe ich folgendes von Wikipedia wieder: ‚Beliebt waren und sind die Witchetty-Maden, die sogar in manchen Supermärkten verkauft werden. Die großen Maden, die bis zu 10 cm lang und 2 cm dick werden können, befinden sich in den Oberflächenwurzeln des Witchetty Bush (Acacia kempeana) und wurden früher mit Grabstöcken ausgegraben und aus den Wurzeln entnommen, heute geschieht dies mit Brecheisen. Sie schmecken nach Mandeln, haben eine knusprige Haut, nachdem sie aus der Asche entnommen worden sind, das Innere ist dann fest und hellgelb.‘
Und genau diese Maden haben wir gesucht, ausgegraben, die Aborigine Dame hat sie in einem kleinen Feuer auf dem Boden geröstet, kleingeschnitten und wir haben sie auf dem Tablett serviert bekommen. Ich konnte es nicht probieren, aber Dirk hat sich sein Stückchen einverleibt und konnte zwar nicht sagen nach was es schmeckt, fand es aber ganz ok.
Den Snack nahmen wir zusammen mit Kaffee, Tee oder Mokka auf Campinghockern rund um einen kleinen Tisch ein, auf einem Platz mitten im Outback, den SEIT dafür einrichten durfte. Es gab einen Grill, eine kleine Überdachung mit angeschlossenem kleinen Container, der ein Notstromaggregat enthielt und auf der anderen Seite tatsächlich einen einsamen Container mit Toilette und Dusche.
In diesem Kreis und an dem Ort wurde die Aborigine Frau dann lebhaft und teilte mit uns ihre Familiengeschichte, die von Vertreibung, Enteignung und Gewalt geprägt war, bis man in Australien erst in kürzerer Zeit den Aborigines ihr Recht und vor allem ihr Land zurückgab. Ihre Ahnen hatten jedoch ein schweres Schicksal erlitten und sie konnte uns das anhand von alten Fotos, Zeichnungen, Erzählungen, Stammbäumen und Geschichten sehr ausdrucksstark nahebringen.
Wir waren bis dahin auf der alten Nationalpark-Straße unterwegs gewesen. Wo heute eine neue komplett asphaltierte Straße rund um den Uluru führt, gab es früher nur eine offroad Piste im roten Sand, die eben durch das Aborigine Gebiet führte. Diese ist heute für den normalen Verkehr gesperrt, aber wir konnten sie nutzen, um auf dieser Tour die verschiedenen Orte anzufahren.
Das war auch Thema bei einem Austausch mit einem Pärchen aus Perth, die ebenfalls Teil unserer Tour waren. Bei unserer Vorstellungsrunde horchten wir auf, als die beiden sehr sympathischen Australier erklärten, dass sie 6 Tage offroad von Perth nach Yulara gefahren waren und mit welchen Widrigkeiten sie dabei zu kämpfen hatten. Ich fand das sehr spannend und fragte die beiden neugierig während der Tour aus. Sie waren mit einem 6 Wheel Drive unterwegs, ich vermute eine Art ausgebauten Unimog Camper, denn sie berichteten von ihrer großzügig eingerichteten Küche mit Induktionsherd, einem voll ausgestatteten Bad, dazu 300 Liter Benzin, die sie mitnahmen und auch 300 Liter Trinkwasser zur Versorgung. Das muss ja erstmal untergebracht werden. Technisch waren sie hervorragend ausgestattet und mit Starlink (dem Satellitennetzwerk von Elon Musk) waren die beiden durchgängig erreichbar und sie konnte sogar arbeiten und für ihre Schüler online-Schulstunden abhalten.
Dabei waren sie jedoch viele Tausend Kilometer offroad auf der roten unebenen Sandpiste unterwegs, mussten durch Aborigine Land und sich dafür vorher eine Erlaubnis einholen.
Anscheinend hatten die beiden solche Touren schon öfter gemacht und waren erfahren und ein eingespieltes Team. Auf mich übte das eine wahnsinnige Faszination aus, Dirk und ich sprachen hinterher mehrfach noch darüber und stellten fest, dass wir dies allein ohne Guide nicht wagen würden. Dafür kannten wir uns in so einer Umgebung nicht aus, wussten nicht, was mitzunehmen ist, wo man gefahrlos sein Lager aufschlägt (Stichwort: Springflut), wie man gegebenenfalls selbst was am Fahrzeug repariert, falls notwendig und würden sicher zu den unbedarften Touris gehören, die man dann aus dem Outback retten müsste. 😀 Trotzdem: solche persönlichen Stories üben eine Faszination auf mich aus, der ich mich nicht entziehen kann.
Zum Schluss unserer Patji-Tour bogen wir noch ab und gingen komplett offroad bis zu einer bestimmten Felsformation. Die Aborigine Dame rief plötzlich ganz laut ‚Stopp‘ und ‚Zurück‘, denn sie hatte in 30 Meter Entfernung in einer Felsritze eine Buschkatze sitzen sehen. Keiner von uns hätte allein diese Katze gefunden! Aber sie hatte eine Auge dafür und freute sich riesig, einer dieser eher selten anzutreffenden Buschkatzen zusammen mit uns zu begegnen.
Dann fuhren wir weiter und erkannten an dem hochkant stehenden Fass mit Tischplatte mitten im Nirgendwo, dass wir wohl den SEIT Platz für den Sundowner gefunden hatten. Von den Felsen hatten wir eine wunderbare Aussicht auf den Uluru und Kata Tjuta und genossen die Farben des Sonnenuntergangs am Lagerfeuer bei Snacks und Getränken – nebst Buschtomaten-Dipp, der mit den ungiftigen Buschtomaten… 😉
SEIT – Uluru Tour
Jess war unser Guide für die Tour am nächsten Tag, die ebenfalls einmal rund um den Uluru gehen sollte, aber diesmal ganz nah dran. Wir starteten ebenfalls im Cultural Center und hatten nun Gelegenheit, die kulturelle Einführung im Center mitzunehmen.
Allein durch diese Einführung erschlossen sich uns schon Themen, bei denen wir am Tag zuvor noch Fragezeichen hatten. Wir lernten einen Teil der wichtigen Geschichten zur Entstehung des Uluru kennen, die für die Aborigine aus diesem Teil des Landes, die Anangu, auch die Entstehung ihres Daseins sind (Tjukurpa). Die Entstehungsgeschichte setzt sich zusammen aus der Story um Liru (die giftige Schlange), Kuniya (die Python), dann gibt es die Story um Mala (das rothaarige Wallaby) und die Story um Lungkata (die Blauzungen-Eidechse).
Dadurch wurde uns auch die Bedeutung des Uluru und die unterschiedliche Nutzung einzelner Orte am und um den Uluru klarer, die sich unter anderem unterscheidet in heilige Orte für Männer, heilige Orte für Frauen, Familien- und Versammlungsorte. Diese Orte dürfen auch nicht fotografiert werden, darauf wurden wir kontinuierlich hingewiesen und es wurde sehr genau darauf geachtet.
Seit 2019 darf auch niemand mehr den Uluru besteigen, um die heilige Stätte nicht zu stören (am Mainzer Dom darf schließlich auch keiner bouldern….).
Und so zeigte uns Jess die zugänglichen Orte für Touristen, erklärte uns Höhlen und alte Zeichnungen darin, machte uns immer wieder den Zusammenhang zwischen einem bestimmten Ort und den Entstehungsgeschichten klar, führte uns an wunderschöne Felsformationen und bestaunte mit uns das Mutitjulu Waterhole (Wasserloch).
Schließlich fuhren wir zum Talinguru Nyakunytjaku (nein, ich kann es nicht aussprechen!), dem zentralen Aussichtsplatz für Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang für alle Touranbieter, Touristen und Uluru-Pilger. Wir hatten Glück, es waren außer uns nur eine Handvoll anderer Touristen zum Sonnenuntergang da und so verhallte der etwas verfrühte Happy-Birthday-Gesang, den ich dort unerwarteterweise erhielt bei Sekt und Muffins, zwischen Busch, rotem Sand und Abendröte. 🙂