Lady Elliot Island #2: Inselaktivitäten
Wieder einmal war uns nicht klar, was uns auf Lady Elliot Island erwartete.
Klar war, die Insel ist klein, sehr klein und es gibt genau ein Eco Resort darauf. Ansonsten dreht sich hier alles um Unterwassersport: Schnorcheln und Tauchen. Aber wie das praktisch aussah, wie unser Tag ablaufen würde, wie gut das Resort ist, was für uns machbar ist an Schnorcheln, das wurde uns eigentlich erst von unserem Guide mitgeteilt, einer Mitarbeiterin, die uns alles erklärte und zeigte.
Wir hatten bereits im Vorfeld am Flughafen von Hervey Bay eine Online Umfrage ausgefüllt, um zu klassifizieren, in welche Gruppe der Schnorchler wir gehören basierend auf Schwimm- und Schnorchel-Kenntnissen und medizinischer Disposition. Wir wurden als ‚Conditional Snorkler‘ eingruppiert und sollten uns erstmal in den einfacheren Zonen bewegen, sowie nur zu zweit schnorcheln gehen und gegebenenfalls auch eine Schwimmweste anziehen. An das ‚Ocean Snorkeling‘ (Schnorcheln im offenen Meer) sollten wir uns rantasten.
Wir bekamen noch vor dem Zimmerbezug unser Schnorchelset, bestehend aus Schnorchel, Brille, Flossen und einen kurzärmeligen Neoprenanzug. Das Wasser war etwa 24 Grad warm: ‚also schön warm für die Germans, für die Australians ein bisschen kalt‘, wie der Guide uns mit einem Augenzwinkern erklärte.
Wir bekamen zudem sehr deutlich gemacht, was auf der Insel und im Meer erlaubt ist und was nicht und wie wir mit Fauna und Flora umzugehen haben, schließlich sind wir in einem Eco Resort, das in Zusammenarbeit mit den speziellen Australischen Marinebehörden einen genauen Plan für den Umgang mit Insel und Meer erstellt hat: nicht auf die Korallen treten, nur im Sand stehen, eine Fischsorte und eine Schneckenart bloß nicht anfassen, die Seegurken in Ruhe lassen, keine Fische, Vögel oder andere Tiere füttern, Schildkröten nicht anfassen und während der Nestbrutzeit an Land abends nur wenig Licht anmachen. Es gibt eine lange Liste an ‚Do’s and Don’ts‘ – Geboten und Verboten sozusagen.
Dann wurde uns die Lage der Schnorchelzonen erklärt, wie man sich darin bewegt, was die unterschiedlichen Farben der Fahnen im Wasser bedeuten und wie man wo hin kommt.
Als sie uns erklärte, dass wir für die westlichen Schnorchelzonen, den Airstrip, also die Graslandebahn, überqueren müssen, aber nur wenn die zwei roten Lichter nicht leuchten, dachte ich erst, sie nimmt uns auf den Arm. Aber es kam noch besser: sollten wir grade auf der Landebahn unterwegs sein, wenn ein Flieger kommt oder startet, und wir haben die roten Lichter übersehen, dann pustet ein Mitarbeiter noch in ein extra Horn und wir haben daraufhin die Beine in die Hand zu nehmen und zu rennen. Okeeeee.
Unsere Anfängerzone zum Schnorcheln wäre allerdings direkt vor unserer Zimmertür, aber diese Lagune ist aufgrund von starkem Wind und Tide derzeit nur morgens früh geöffnet zum Schnorcheln. Hm. Nur morgens früh? Also doch gleich Schnorcheln für Erwachsene. Na, mal sehen.
Am nächsten Vormittag waren wir auf die Tour mit dem Glasboden-Boot gebucht. Wir würden einen ersten Eindruck der Lagune und des Korallenriffs an der Westseite erhalten. Zudem waren noch etwa 20 Minuten Zeit zum Schnorcheln eingeplant.
Zugegeben, als ich den Wellengang rund um die Insel sah, wurde mir etwas unwohl in der Magengegend, um überhaupt auf ein Boot zu steigen. Ein anderes Pärchen berichtete uns bereits am Vortag, dass es die ganzen Tage schon extrem windig zuging, einige Schnorchel-Areas deswegen oft gesperrt wären und es die nächsten Tage so weitergehen solle.
Ich beschloss, zwar die Bootstour mitzumachen, aber nicht schnorcheln zu gehen, da ich nicht wusste, ob ich mit meinem lädierten Knie bei dem Wellengang wieder gut zurück an Bord käme. Dirk und ich wollten daher am Nachmittag vom Strand aus schnorcheln gehen.
Auf dem Boot war neben unserer Bootsführerin ein ‚Master Guide Reef‘ an Bord, das war eine Mitarbeiterin, die uns ausführlich das Riff erklärte und was durch den Glasboden sichtbar unter uns durch schwamm.
Es war wirklich windig und das kleine Boot schaukelte stark durch die Wellen, obwohl wir nicht mal weit vom Inselstrand entfernt waren. Ich musste mich sehr auf den Horizont konzentrieren, damit mir nicht schlecht wurde. Hätte ich nach unten durch den Glasboden geblickt, wäre es vorbei gewesen… In dieser Lage vom Boot zum Schnorcheln zu springen, war echt nicht drin! Aber die meisten an Bord tummelten sich schon auf einem kleinen seitlichen Steg außen am Boot, um von dort ins Wasser zu gleiten. Ich dachte noch so bei mir, dass ich wohl die einzige bin, der das hier was ausmacht.
Wir ankerten vor der Schnorchelzone und der Wellengang wurde etwas erträglicher. Ich vertrieb mir die Zeit mit Fotografieren. Eine aus unserer Schnorchelgruppe hatte sich etwas abgesondert und keine 3 Meter von ihr entfernt, erschien plötzlich ein anderer Kopf über Wasser: eine riesige Meeresschildkröte! Wir waren sofort alle sehr aufgeregt und standen am Bug des Bootes, um das Schauspiel zu beobachten. Das Tier war vielleicht 20 Meter vom Boot entfernt, war daher auch für uns klar zu erkennen, denn ein riesiger, über 1 Meter großer Panzer schwamm an der Wasseroberfläche und die Schildkröte schnappte regelmäßig nach Luft. Die Schnorchlerin tauchte immer wieder kurz unter. Sie war mir bereits vorher an Bord aufgefallen, denn sie hatte eine sehr professionelle, große Unterwasserkamera im Gepäck und eine extrem gute und vor allem eigene Schnorchelausrüstung.
Ich hoffte, sie später noch auf die Unterwasserfotos ansprechen zu können, denn die machten mich sehr neugierig.
Eine andere Schnorchlerin hatte sich an einem Ballon der Schnorchel-Trail-Leine (keine Ahnung wie man das wirklich nennt: eine Leine als Orientierungshilfe für die Schnorchler zwischen zwei Bojen) festgeklammert und war nicht mehr zu bewegen. Wir wunderten uns und unser Master Guide Reef wir bereits mehrfach bei ihr, um sie zu unterstützen.
Als nach einem Hupzeichen unserer Bootsführerin alle wieder an Bord kommen sollten, löste sich das Rätsel: es waren wohl einige der Schnorchler im Wasser seekrank geworden. Als die Dame, die sich an den Ballon geklammert hatte, an Bord kam, hing sie innerhalb von einer Minute über der Reling – und fütterte die Fische. 🙁
Und sie war nicht die einzige. Davon hörte ich zum ersten Mal, dass man auch im Wasser selbst beim Schnorcheln seekrank werden kann.
Und so beeilte sich das Bootsteam schnell alle wieder an Bord zu hieven, damit wir schnell Richtung Strand fahren konnten und vor allem die Seekranken wieder festen Boden unter die Füße bekamen.
Wir ließen uns noch eine Stunde nach dem Mittagessen Zeit und bereiteten uns dann auf unseren Schnorchelgang vor. Da die Anfänger-Lagune wieder gesperrt war, starteten wir direkt in der westlichen Schnorchelzone. Wir sprangen also ins unsere Neoprenanzüge, schnappten uns Brille, Schnorchel, Flossen und Handtücher, schlüpften in die Riffschuhe (ohne geht man am Korallenriff nicht ins Wasser!) und stiefelten quer durch das Resort, über die Landebahn, am Leuchtturm vorbei zum Strand. In etwa 30 Metern Entfernung vom Strand war ein Drahtkorb ausreichend über Wasser installiert, egal ob bei Ebbe oder Flut. Das war unser erster Anlaufpunkt, denn hier wechselten wir von Riffschuhen in die Flossen und ließen die Riffschuhe im Korb liegen. Der Weg war sehr steinig und übersät mit großen Seegurken. Da will keiner mit bloßen Füßen durch. Wir merkten hier bereits den Wind und die Stärke der Wellen.
Als wir dann endlich fertig waren und die Flossen richtig saßen, glitt ich das erste Mal ins tiefere Wasser. Es eröffnete sich direkt unter mir eine faszinierende Unterwasserwelt. Bei diesen Korallenriffen konnten die Cook Inseln natürlich nicht mithalten.
Es war unglaublich, wie nah ich direkt den bunten und zum Teil großen Fischen kam. Schwärme waren unterwegs, eine Vielfalt und ein Farbenspiel, dem ich noch nie zuvor so nah war. Zugleich musste ich realisieren, dass der Meeresboden unter uns zwischen 10 und 20 Meter entfernt war. Einmal kurz die Füße auf Sand abstellen, erholen, die Brille und den Schnorcheln entspannt wieder richten – das ging nicht, wie wir es von den Cook Inseln kannten. Das musste alles im Schwimmen und Paddeln über Wasser erfolgen. Und man hatte sofort ordentliche Wellen im Gesicht. Auf diesen Wellengang war ich durch die morgendliche Bootsfahrt zwar gefasst gewesen, aber sich darin selbst zu bewegen, ist eine ganz andere Nummer. Dirk und ich sind beide keine Meeres- und Unterwasserjunkies und so mussten wir uns beide erst daran gewöhnen.
Wir vereinbarten, uns an der Orientierungsleine entlang zu hangeln und immer beieinander zu bleiben. Zusammen entdeckten wir unser erstes Sea Turtle, die erste riesige Meeresschildkröte, die gerade auf dem Meeresboden zu schlafen schien. Wir hatten in einem Vortrag gelernt, dass die Schildkröten, wenn sie unter Wasser in Bewegung sind, 20 Herzschläge pro Minute haben. Wenn sie unter Wasser schlafen, sind es nur noch 6 Schläge pro Stunde! Damit können sie ihren Stoffwechsel und den Sauerstoffverbrauch so verlangsamen, dass sie 4 bis 7 Stunden ohne aufzutauchen und zu atmen unter Wasser schlafen können!
Aber es blieb nicht bei der einen riesigen Meeresschildkröte, im Verlauf unseres Schnorchelgangs entdeckte ich insgesamt sieben von diesen großen Sea Turtles, teilweise bis zu 1,5 Meter groß, waren sie am Meeresboden am Fressen, ließen sich von kleinen blauen Fischen umschwärmen und glitten neugierig näher zu uns, was mich etwas in Panik versetzte. Dirk kannte mal wieder nichts und schnorchelte bis auf 2-3 Meter an die gepanzerten Tiere mit den großen urzeitlichen Köpfen heran. Ich blieb kurz hinter Dirk, warum sollte sie nach mir schnappen, wenn sie vorher Dirk erwischen könnte. Hehe. 😀
Wir ließen uns Zeit sie zu beobachten, trieben dahin, immer die Leine und die Ballons im Blick. Und so erreichten wir das Ende der ersten Schnorchelzone und starteten in die zweite, nördliche, erkennbar an den Farben der Bojen.
Wir merkten langsam, dass der ständige intensive Wellengang an unseren Kräften zehrte, und wollten eine Passage zwischen den Korallen durch bis zum Strand finden. Wir probierten vier oder fünf verschiedene Riffstraßen aus, aber durch die Ebbe waren die Riffs so dicht unter der Wasseroberfläche, dass wir nicht drüber schnorcheln konnten.
Letztlich entschieden wir uns gegen die Wellen entlang der Leine wieder zurückzupaddeln. Das war dann nicht nur anstrengend – nun begriff ich auch, warum die Leute am Morgen seekrank geworden sind. Die ständigen Wellen, die über uns drüber schwappten, teilweise in den Schnorchel hinein oder ins Visier der Brille klatschten, wurden immer anstrengender. Das Wasser war nicht besonders warm, der rechte Zeh, die linke Wade, versuchte bereits zu krampfen.
Wir waren froh, als wir den Korb mit den Riffschuhen wieder erreicht hatten, aber ich hatte Schwierigkeiten mit den Wellen, wurde immer wieder umgeworfen. Als ich endlich auf dem kleinen Metallring saß, der den Korb umgab, ging plötzlich alles ganz schnell…. mit der Seekrankheit…. und ich musste auch im australischen Korallenmeer die Fische füttern.
Es dauerte etwas bis es mir wieder besser ging und wir in unseren Riffschuhen wieder den Weg durch die niedrigen Wellen zum Strand antreten konnten.
Mein Bedarf in diesen Wellen zu schnorcheln, war nun allerdings gedeckt. 🙂
Wir beschlossen den Tag, wie die anderen Abende auch, mit einem Sundowner am Strand und nutzen den weiteren Tag zum Relaxen auf einer der schönsten Inseln der Welt.