Zwischenbilanz
Halbzeit in Singapur !
Na ja oder so ähnlich -so ganz definiert ist mein Aufenthalt noch nicht. Es werden ca. 6 Monate und die ersten drei Monate sind nun diese Woche rum. Aber es ist doch an der Zeit, um mal eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen. Schließlich fragt mich meine Mutter auch immer wieder mal, ob ich mir vorstellen könnte, in Singapur länger zu leben. Das ist ja nicht ganz uneigennützig von ihr, denn eigentlich möchte sie ein definitives „Nein“ von mir hören, damit sie weiß, dass ich nach Deutschland zurückkomme.
Und obwohl ich einen Employment Pass – also ein Arbeitsvisum – bis Februar 2020 habe, kann ich sie beruhigen: ich bin definitiv spätestens im Februar 2019 wieder zurück in Deutschland ! Das ist schließlich auch mit Dirk so besprochen.
Aber ich kann auf ihre Frage auch keine eindeutige Antwort geben: Singapur macht es einem leicht hier zu leben. Es ist eine wundervolle Stadt, mit sehr netten und zuvorkommenden Menschen, die immer sehr hilfsbereit sind. Es ist sicher, sauber und ja, es hat eine Menge Verbote, die aber dazu dienen, dass die vielen Menschen mit ihren unterschiedlichen Kulturen hier friedlich zusammen leben können. Die Verbote dienen dazu, dass man seine Freiheiten nur insoweit ausnutzt, wie sie nicht die Freiheiten der anderen einschränken. Damit kann ich sehr gut leben und fühle mich keinesfalls irgendwie eingeschränkt, sondern eher sicherer als zu Hause ! Ich habe mich tatsächlich so sehr schon an Singapur gewöhnt und ich habe auch hier schon einen Alltag nach dieser kurzen Zeit.
Arbeitsalltag
Fangen wir mit dem Arbeitsalltag an: man fängt hier etwas später an zu arbeiten als in Deutschland, so zwischen 9 und 10 Uhr wird hier gestartet. Das kommt mir entgegen, denn ich bin nicht der frühe Vogel, aber ich fange zu ähnlichen Zeiten hier im Büro an wie zu Hause und damit deutlich früher als der ein oder andere. Dafür sind dann die Zeiten abends schon mal länger.
Kulinarisches Singapur
Da in Singapur das Essen grundsätzlich sehr wichtig ist, ist auch die Mittagspause ein Termin am Tag, der nicht verpasst wird. Und die Kollegen gaben mir wirklich die Chance in den letzten Wochen ganz viele verschiedene asiatische Gerichte zu probieren und immer wieder andere kulinarische Spezialitäten zu entdecken.
Noch ein großer Pluspunkt !
An der Stelle ist auch der ein oder andere Abend mit diversen Kollegen in Lau Pa Sat zu erwähnen… dem Hawker Center im Bankenviertel mit der einen berühmten Straße, die abends gesperrt wird. Hier werden abends schnell Plastik-Tische und -Stühle auf die Straße gestellt und Holzkohlengrills aufgebaut, auf denen die typischen Spieße (Skewers) gegrillt werden. Es gibt Huhn, Lamm (Mutton), Rind und Garnelen am Spieß – serviert mit einer leckeren Erdnuß-Soße. Immer wieder ein Highlight zwischen den Wolkenkratzern !
Interkulturelles Singapur
Zurück zur Arbeit: die Büros sind glücklicherweise komplett klimatisiert, anders wäre es nicht auszuhalten. Aber: unser Büro war sehr angenehm temperiert im Gegensatz zu anderen Gebäuden, die einfach auf arktische Kälte heruntergekühlt waren. Es ließ sich ohne Pullover, Schal und Jacke tatsächlich bei uns aushalten !
Ich habe die Zusammenarbeit mit den Kollegen als sehr angenehm empfunden, aber wir sind ja auch ein sehr internationales Team, daher ist das schwer nur Singapur zuzuordnen. Die Kollegen kamen aus allen Ecken der Welt und auch die Vielfalt Asiens war in den Teams vertreten. Die Stimmung war gut, das Miteinander höflich und den meisten Spaß hatte ich mit einem Dreiergespann direkt aus Singapur, meinen „Singapur-Ladies“, die sehr direkt in ihrer Art waren und damit meiner eigenen Natur am nächsten, dabei überaus herzlich und sehr engagiert. Das hat wirklich Spaß gemacht !
Der Blick aus dem Büro im 21. Stock ist für mich immer wieder ein Gänsehautmoment – der Blick über das Meer, (die vielen Tanker möchte ich der Vollständigkeit halber erwähnen), den Singapore Flyer und das berühmte Hotel Marina Bay Sands hat sich mir fest eingeprägt. Das ist fast wie eine Fototapete hinter der Fensterscheibe: unwirklich – naja, bis dann das nächste Gewitter heranzieht und alles in dunkle Wolken und Regen hüllt – es ist also doch real. 😉
Wetter & Klima
Womit wir die beste Überleitung zum nächsten Thema haben: das Wetter in Singapur. Eigentlich ist es kurz beschrieben: keine Jahreszeiten, immer heiß um die 30 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit zwischen 80 und 100 %. Einmal am Tag ein Gewitter mit Regen – und damit ist fast alles gesagt. Die Auswirkungen auf den Körper, den gesamten Organismus sind jedoch nicht mit einem Satz erledigt.
Die Menschen, die in diesem Klima geboren sind, haben offensichtlich wenig Probleme damit. Wobei der Bedarf nach Klimaanlagen ja sehr hoch ist. Ich habe mal Kollegen gefragt, wie ihre Großeltern denn das Klima ausgehalten haben, denn deren Zeit war ja VOR der Erfindung der Klimaanlage. Ich wurde erst sehr verdutzt angesehen. Es wurde gegrübelt. Dann die Erleuchtung: zum einen hat sich auch hier das Klima verändert, es ist in den letzten Jahrzehnten heißer geworden, sagte mir ein Kollege. Zu seiner Jugend in HongKong hatte es nicht diese Hitze und Schwüle, wie es sie jetzt gibt.
Meine andere Kollegin berichtete, dass sie eben als Kinder meist nackt draußen gespielt hatten, da war die Hitze kein Thema bzw. kamen die Kinder ohne großartige Kleidung damit natürlich gut klar. Aber sie zeigte mir auch ein altes Bild, ich vermute aus den 20er oder 30er Jahren, in denen die erwachsene Verwandte recht freizügig unterwegs war und nur einen leichten Rock trug. Man wusste sich also zu helfen, aber das ist vielleicht jetzt nicht mehr ganz alltagstauglich. 🙂
Man kann seinen Büroalltag mit Büroklamotten ganz gut überleben in dem Klima, wenn man so wie ich, nur 300 m von der klimatisierten U-Bahnstation entfernt wohnt und auch der Weg von der U-Bahn ins Büro nur kurz ist.
Sightseeing-Touren hingegen lassen einen etwas mehr ins Schwitzen kommen. 😉 Das mussten auch meine Mädels erfahren, als sie mich in Singapur besucht haben. Wenn man dann am Wochenende über Stunden unterwegs ist, so empfiehlt sich eine Standard-Ausrüstung aus – lockeren Klamotten, klar – Wasserflasche und Sonnencreme. Allerdings wird immer empfohlen auch einen Schirm (gegen Regen wie Sonne) mitzunehmen und einen Schal, um die ein oder andere Shopping Tour in den unterkühlten Malls ohne Halsschmerzen durchzustehen. Auch nicht verkehrt ist ein kleiner Fächer (es gibt sehr schöne in Chinatown !) im Handgepäck, wenn gar kein Lüftchen mehr geht. Und letztlich muss es einem einfach egal sein, wenn man als Touri unter vielen anderen Touris ebenfalls mal die Schweissperlen auf der Stirn stehen hat – das sind die vielen Ausflugsziele in Singapur einfach wert !
Sightseeing in Singapur
Hah ! Und wieder die perfekte Überleitung…. Ausflugsziele in Singapur ! Es haben doch glatt schon Singapurer wie Touristen behauptet mehr als 2 Tage braucht man nicht in Singapur, dann hat man alles gesehen. Da liegt ihr aber mal mehr als falsch ! Es gibt soooo vieles zu sehen und zu unternehmen in Singapur und auch drumherum, man kann sich gut 2 Wochen hier beschäftigen ! Und es ist für wirklich jeden was dabei:
- Sehenswürdigkeiten, wie das Parlament, interessante Hochhäuser, Kirchen, Hindu-Tempel, Buddhistische Tempel, Moscheen, Synagogen, die Raffles Statue, viele Museen
- Interessante Viertel, wie Little India, Chinatown, Kampong Glam, Katong, das Business Quartier und auch das Viertel entlang des Singapore Rivers im Zentrum
- Parks, wie der botanische Garten, Gardens by the Bay (einer meiner Lieblingsorte!), der Zoo mit Night Safari und River Safari, der Jurong Bird Park
- Natur & Wandern, zum Beispiel im MacRitchie Nature Reserve
- Nightlife mit unzähligen Bars, Restaurants, Clubs und Szene-Lokalen
- Inseln wie Sentosa zum Chillen am Strand oder Pulau Ubin zum Fahrradfahren
- Und eins dürfen wir natürlich nicht vergessen: SHOPPEN, SHOPPEN, SHOPPEN bis zum Umfallen und bis zum Verlust jeglicher Kreditkarten und Dispos und soviel wie die Fluggesellschaft an Übergepäck mitnehmen kann – das ist auch Singapur !
Shopping
Auf das Thema SHOPPING muss ich natürlich noch mal näher eingehen.
Shopping ist des Singapurer’s liebstes Hobby und die Sonntagsbeschäftigung schlechthin.
Die zahlreichen Malls sind Sonntags so unglaublich überfüllt, so dass dies für mich der weitaus schlechteste Tag zum Einkaufen war. Für mich persönlich war das kaum auszuhalten, denn es war einfach nur voll und man hat sich durch die weitläufigen Gänge der riesigen Einkaufszentren nur so durchkämpfen müssen. Das ist eigentlich unglaublich, denn schließlich sind in Singapur die Geschäfte an allen Tagen der Woche geöffnet, meist bis spät in den Abend. Nur an sehr ausgewählten Feiertagen, zum Beispiel am Chinesischen Neujahr, haben die Geschäfte mal einen Tag geschlossen. Wenn ich dann erzähle, dass in Deutschland die Geschäfte Sonntags geschlossen haben und man sich teilweise schon Samstags bei seinen Einkäufen beeilen muss, erntet man nur ungläubiges Staunen.
Natürlich ist es in Singapur auch sehr praktisch immer einkaufen zu können, aber man muss schon genau wissen wann – ach ja und natürlich wo ! Das wo entscheidet, ob am Ende des Monats noch Geld übrig ist oder nicht, denn Singapur ist unfassbar teuer. Gut, wenn man die bekannten deutschen oder europäischen Marken auch im Supermarkt shoppen will, dann muss man schon tief ins Portemonnaie greifen.
Aber natürlich gibt es auch günstigere Supermärkte und auch Dry und Wet Markets mit den lokalen Produkten, die dann auch deutlich günstiger sind.
Und dann gibt es noch Mustafa! 😀
Das ist das berühmte Center in Little India, das 24/7 geöffnet ist und sich über 5 oder 6 Stockwerke erstreckt und das alles, aber wirklich auch alles hat, super sortiert ist und sehr faire Preise hat. Gut, ob die Markenprodukte wirklich alle echt sind… ich weiss es nicht. Aber es ist sehr sauber, aufgeräumt, übersichtlich sortiert mit einer Riesenauswahl und wirklich günstigen Preisen – und eben rund um die Uhr geöffnet.
Und so ist auch shoppen in Singapur ein Erlebnis zwischen Designer-Klamotten, Wet markets und …. Mustafa Center. 😉
Alles in allem kann man hier – kann ich hier – sehr gut leben !
Leider bin ich alleine hier – zusammen mit Dirk könnte ich es mir für einige Zeit vorstellen, hier zu leben.
Und daher geht es am letzten April-Wochenende erstmal wieder in den Flieger und zurück nach Deutschland.
Hallo, Deutschland ! – Bis bald, Singapur !
2 Kommentare
Detlev Becker
Liebe Simone,
wäre ich nicht schon dort gewesen, würde ich Singapur nach Deinen liebevoll anschaulichen Schilderungen zu einem der nächsten Ziele auf unserer Wunschliste erklären. Wie schön, dass Du dort auch so beglückende Tage erleben durftest!
Mit nettem Gruß
Detlev
Anja Wagenbach
Als wäre man selbst dort. Tolle Berichte, Simone und liebe Grüße aus dem guten alten Westerwald
🙂 Bis bald Anja