Hawaii

Big Island – Mauna Kea

Auf unseren Ausflug auf den Mauna Kea hatte ich mich ganz besonders gefreut und wir hatten uns schon einige Zeit vor Abflug in Deutschland darum gekümmert. Es macht wenig Sinn, den Berg allein hochzufahren, wenn man sich nicht auskennt.

Also haben wir uns einer kleinen Reisegruppe im Kleinbus angeschlossen und alles bereits im Voraus gebucht: eine Mauna Kea Summit & Star Gazing Tour.

In dieser Buchung war die Verpflegung für den Tag enthalten – und eine entsprechende Ausstattung an Klamotten: Mütze, Schal, dicke Handschuhe und einen extremdicken Winter-Parka mit Fellkapuze. What???

Ja, dafür muss man sich bewusst sein, dass man auf den höchsten Berg der Insel möchte, auf 4.207 m. Es sind sogar 10.203 m vom Fuße des Berges, der im Meer liegt, also höher als der Mount Everest.

Aber die über 4.000 m reichen bereits, um durch den deutlich geringeren Sauerstoffgehalt in der Luft bei solchen gebuchten Touren diversen Restriktionen gesundheitlicher Art unterworfen zu werden: es werden keine Schwangeren, keine Menschen mit Lungen- oder Herzproblemen, niemand unter 16 Jahren mitgenommen, einigermaßen fit sollte man sein und bei bekanntem Problem mit der Höhenkrankheit auch besser von der Tour Abstand nehmen. Die Tour hatte einen halbstündigen Stopp auf über 3.000 m eingeplant, damit man sich wenigstens etwas an die Höhe gewöhnen konnte. Außerdem waren mindestens 2 Sauerstoffgeräte mit an Bord für die Mitreisenden, die erst auf dem Gipfel ausfallen.

Die Durchschnittstemperatur oben auf dem Gipfel ist zwischen -1 und -5 Grad – und das macht was mit einem, wenn man von 30°C am Strand kommt und einem dann noch der Sauerstoff entzogen wird in der Luft.

Daher unterschreibt man auch bei Buchung einen Waiver, dass man das Risiko komplett auf sich nimmt und dass man die Notwendigkeit verstanden hat, sich eine lange Hose, geschlossene Schuhe und diverse warme Schichten an Klamotten einzupacken.

 

Auf 3.000 m war ich ja früher als Kind schon mit meinen Eltern in Südtirol wandern, aber wie ich auf über 4.000 m reagiere, war mir natürlich nicht klar. Das schürt durchaus Aufregung.

Aber bis zum Zwischenstopp ging alles gut und wir versuchten uns in der halben Stunde an den bereits einsetzenden Sauerstoffentzug zu gewöhnen. Dann ging es die restlichen Serpentinen nach oben. So im Sitzen im Auto ging’s. 🙂

Und dann kamen wir oben auf dem Gipfel an.

Wir stiegen aus dem Bus aus – und sofort pfiff uns eiskalter Wind um die Nase. Wir zogen alles an Klamotten an, was wir mithatten und was uns ausgeteilt wurde.

Es war eisig kalt. Die Mondlandschaft, auf der wir uns befanden, ließ auch keinen Schutz vor Wind zu.

Auf dem Gipfel standen nur einige Gebäude, unter anderem Toiletten für die Touristen und die Sci-Fi-mäßig anmutenden astronomischen Observatorien. Die Teleskope werden von Universitäten und Instituten von 11 Nationen betrieben und gehören zu den bedeutendsten Observatorien der Gegenwart. Dabei spielt die Atmosphäre über Hawaii, insbesondere über Big Island eine große Rolle. Aufgrund der klimatischen Bedingungen und der Lage über der Wolkendecke sind hier die meisten Nächte im Jahr die klarsten weltweit überhaupt und ermöglichen daher einzigartige Beobachtungen des Weltalls.

Die Projekte der Observatorien sind aber auch umstritten, da der Mauna Kea einigen Hawaiianern als Heiliger Berg gilt und schon die ersten Teleskope als Entweihung angesehen wurden.

Wir waren allerdings erstmal mit uns selbst beschäftigt, als wir aus dem Bus ausgestiegen waren und uns warm eingepackt hatten. Dirk und ich wollten beide zur Toilette und folgten dem Touri-Strom der anderen Kleinbusse zum Gebäude – zumindest so schnell wir konnten.

Es war unglaublich! Wir waren kaum in der Lage, einen Fuß vor den anderen zu setzen! Der Sauerstoff fehlte, die Muskeln gehorchten nicht, wir waren sofort am Hecheln und außer Puste, der Körper hörte einfach nicht auf die Fortbewegungsbefehle aus dem Hirn. Wir schauten uns an und waren fassungslos. Ganz langsam, im Schneckentempo, Hand in Hand überwanden wir 5 Treppenstufen und näherten uns dem 20 m entfernten Gebäude.

Danach standen wir einfach erstmal auf dem Gipfel rum, bewegten uns nicht viel, schauten uns um und machten die ersten Fotos. Nach einer halben Stunde waren wir soweit, ein paar Schritte auf dem Gipfel von links nach rechts zu gehen und die verschiedenen Aussichtspunkte anzusteuern.

Wir konnten eigentlich ausgiebig Zeit oben verbringen, aber unsere kleine Gruppe fand sich nach einiger Zeit freiwillig am Bus ein, weil es lausig kalt war und die physischen Möglichkeiten, sich mit Bewegung warm zu halten, für kaum einen von uns gegeben waren.

Also ging es dann wieder mit dem Kleinbus bergab – bis zu einem Platz auf halber Höhe, an dem wir wieder Blut und Hirn mit ausreichend Sauerstoff versorgen konnten, unser kleines Dinner hatten und auf den Sonnenuntergang warteten.

Die Crew packte in der Zwischenzeit eine ganze Reihe von Teleskopen aus, baute sie auf und justierte sie und so konnten wir uns nach Sonnenuntergang durch die Teleskope die Sterne mit einer Strahlkraft ranholen und die Milchstraße in ihren Einzelheiten betrachten, wie wir es vorher noch nie gesehen hatten.

Spätabends wurden wir dann wieder vor unserer Unterkunft abgesetzt und wir waren begeistert von diesem speziellen und doch gelungenen Tag und Abend.

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