Hawaii Love
Alo‘ha !
Alo‘ha ist eine der schönsten Begrüßungsformeln, die mir je auf unseren Reisen begegnet ist. Es steht für die Gastfreundlichkeit auf Hawaii, es heißt eigentlich direkt übersetzt „lieben“ oder auch Zuneigung, Mitgefühl oder Sympathie und erst vor Ort haben wir gelernt, es richtig auszusprechen: Alo’haaa.
Man achte auf die Betonung auf der letzten Silbe. 😉
Es ist für mich der Inbegriff der Hawaiianischen Inseln, das Gefühl beginnt bereits, wenn man auf dem US-Festland in den Flieger von Hawaiian Airlines steigt: leichte hawaiianische Hintergrund-Musik, die direkt auf das Aloha-Feeling einstimmt. Die Stewardessen sind in Kleider mit traditionellen Blumenmustern in leuchtenden Farben gekleidet. Und wenn man dann auf einer der Inseln landet, läuft man durch die offenen Flughafengebäude, die erste Meeresbrise weht einem um die Nase, Palmen wehen im Wind und zur Begrüßung hängt eine Hawaiianerin in traditionellem Gewand Dir eine Lei (die berühmte, unfassbar duftende Blumenkette) um den Hals und begrüßt Dich mit „Alo‘ha“!
Und so geht es mir jedes Mal, wenn ich dort, am anderen Ende der Welt, in meinem persönlichen Paradies ankomme
Drei Mal war ich bisher dort, Dirk sogar schon fünf Mal. Ein alter Kumpel von Dirk hatte vor Jahren seine große Liebe im Flieger getroffen: eine Hawaiianerin, die er geheiratet und mit ihr viele Jahre in der Nähe von Pearl Harbour gelebt hat. Dort haben sie auch ihren Sohn großgezogen. Dirk hat sie in dieser Zeit mehrfach besucht. Mittlerweile ist die Familie aufgrund der horrenden Inselpreise und einer besseren Ausbildungsmöglichkeit für ihren Sohn auf das Festland gezogen.
So hat jedenfalls Dirks Begeisterung für Hawaii ihren Anfang genommen – und mich hat er einige Jahre später ganz einfach mitgerissen.
Wir waren 2001 das erste Mal gemeinsam auf Hawaii und sind als erstes in Honolulu auf Oahu gelandet. Ich wollte mir ein paar Fotos dazu anschauen, um meine Erinnerung zu wecken, aber ich habe festgestellt, dass ich 2001 noch mit einer analogen Kamera meine Fotos geschossen habe und die Bilder auf Fotopapier entwickeln lassen musste. Das waren die Zeiten, als man immer noch dafür sorgen musste, genug Filme in der richtigen Qualität, zum Beispiel 200 ASA, vorrätig zu haben. Erinnert Ihr Euch noch daran? Und dann die Spannung – und häufig Enttäuschung – wenn man seine Print-Fotos abgeholt hat und genau die schönsten Momente verwackelt oder unscharf waren?
Also ich muss dann doch mal in die Tiefen unseres Kellers steigen und die alten Fotomappen heraufholen und gegebenenfalls ein paar alte Hawaii-Bilder einscannen.
Es war meine erste so lange Reise 2001 mit Überseeflug, umsteigen, diverse Zeitverschiebungen und langen Stunden in der Holzklasse – bis ans andere Ende der Welt. Ich war grade mit dem Studium fertig, wir hatten nicht viel Geld und so nahmen wir Flüge mit Mehrfach-Stopps, um günstiger unterwegs zu sein. Heute sind wir etwas spendabler und auch bequemer geworden: lieber Direktflüge als zu viel Umweg, denn das geht alles von den knallhart ersparten und durchgeplanten Urlaubstagen ab, die man als Arbeitnehmer im Jahr so hat.
Aber 2001 kam ich mit dem Gefühl, nur einmal im Leben wohl meine Trauminseln sehen und erleben zu können, am Internationalen Flughafen von Honolulu an und hatte genau dieses Aloha Feeling als eben jene unvergleichliche Meeresbrise durch den offenen Flughafen geweht ist und ich die ersten Palmen sehen konnte, die sich im Wind wiegen.
2007 waren wir wieder dort, diesmal zu Dritt, gemeinsam mit meinem Cousin und wir hatten uns für drei Inseln entschieden: Oahu, Kauai und Big Island mit dem Regenwald und Volcano National Park.
2014 dann der bislang letzte Trip mit Kauai, Maui und nochmals Big Island, diesmal im Nordwesten mit dem Vulkanberg Mauna Kea.
Wir werden aufgrund unserer mehrfachen Reisen dorthin oft gefragt, ob denn die Inseln so viel hergäben, dass man dort mehrfach hinmüsse.
Was für eine Frage!
Für uns ist Hawaii nicht der typische USA Urlaub, bei dem man mit dem Auto tausende Kilometer schrubbt, von einem Nationalpark zum anderen, von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten und dabei die Löffelliste abhakt.
Hawaii heißt für uns eintauchen in eine andere Welt, sich treiben lassen, sich den Gezeiten anpassen, dem Rhythmus der Inseln, der Langsamkeit Raum geben, einfach nur genießen.
Klar, kann man sich einiges ansehen, es gibt so vielfältige Möglichkeiten, da auch die Inseln so unterschiedlich sind. Vom Strandurlaub über Regenwald-Wanderungen bis zur Beobachtung von Vulkaneruptionen oder Skifahren auf dem höchsten Berg der Welt, denn zählt man die Höhenmeter des Mauna Kea unter Wasser hinzu, dann ist er tatsächlich höher als der Mount Everest: 10.205m, davon 4.214m über Wasser.
Dazu haben die Amerikaner natürlich hier ein wahres historisches Denkmal erschaffen und zelebrieren dieses im für europäische Verhältnisse nur schwer zu verstehenden Umfang: nach dem Angriff der Japaner auf die US Pazifikflotte in Pearl Harbour am 7. Dezember 1941 wurde mit der untergegangenen USS Arizona ein Memorial geschaffen, um der 1102 Seeleute zu gedenken, die bei diesem Angriff ums Leben kamen.
Aber eigentlich ist es die indigene hawaiianische Kultur, die den Reiz der Inseln ausmacht. Jahrhundertelang unterdrückt, erobert sie sich langsam wieder einen dauerhaften Platz in dem ethnischen Kulturenmix auf den Inseln. Ich wollte erst schreiben, dass sie wieder Raum erhält, aber das ist vor allem im konkreten Sinn noch immer nicht richtig, denn die Landenteignungen der Hawaiianer durch die US Behörden als Folge der Annexion 1898 und Eingliederung in die USA als 50. Bundesstaat im Jahre 1959 sind niemals zurückgedreht worden.
Damals, nach der Annexion, hatte die letzte Königin von Hawaii, Königin Liliuokalani, versucht ihr Volk zu schützen, musste sich jedoch dem Vorstoß der Amerikaner unterwerfen. In ihrem alten Iolani-Palast hat heutzutage in der Serie „Hawaii Five-0“ eben jenes Polizei-Spezial-Team sein Hauptquartier. Im echten Leben hat man den Wert des Palastes erkannt, ihn restauriert und man kann ihn besuchen.
Was die alten Hawaiianer betrifft, so ist die Landenteignung nicht nur etwas, das auf dem Papier besteht, sondern es ist tatsächlich sichtbar, vor allem auf der Hauptinsel Oahu. Die Hawaiianer, die am Abend am Strand sitzen und zum Klang der Ukulele zufällig vorbeikommenden Touristen einen unvergesslichen Sonnenuntergang bescheren…. Die wohnen dort. Am Strand. In kleinen Zeltstädten. Seit Jahrzehnten. Denn sie wehren sich nun seit Generationen gegen die Enteignung und es gibt zahlreiche Initiativen zur Rückgabe des Landes an die Ureinwohner-Familien. Sie haben kein anderes Land als Alternative bekommen, um dort zu wohnen und die normalen Land- und Mietpreise können sie sich nicht leisten.
Auch das ist Teil dieses Paradieses.
Wer all dies beiseite lässt, kann jedoch bei einer Ahi Poke Bowl und dem weltbesten Mai Tai Abend für Abend die fantastischsten Sonnenuntergänge beobachten und sich dem Aloha Feeling hingeben.
Und bitte niemals mit dem üblichen Touri-Stress-Programm über die Insel hetzen, sondern schön langsam die Natur, die Strände, das Wetter, die Wellen, den Tag genießen und zwischendurch mal den ein oder anderen Sightseeing Höhepunkt einbauen….
Mehr ALOHA gibt’s auf den einzelnen Insel-Blogs.