Australien

Magnetic Island: Fauna, Flora & Horseshoe Bay

Die nächsten drei Nächte sollte es für uns auf Magnetic Island gehen, eine kleine Insel, die direkt vor Townsville liegt. Mit der Autofähre setzt man in 40 Minuten über und landet in dem kleinen Städtchen Nelly Bay.

Fangen wir erstmal wieder mit etwas unnützem Wissen an. Wisst Ihr, warum Magnetic Island so heißt?

Die Insel wurde 1770 vom britischen Kapitän James Cook entdeckt, als er mit seinem Schiff Endeavour vorbeisegelte. Dabei spielte wohl ihr Kompass verrückt, weswegen Cook vermutete, die Insel bestehe aus magnetithaltigem Gestein und nannte sie ‚Magnetic Island‘. In der Sprache der Aborigines wird die Insel ‚Yunbenun‘ genannt.

Wir mussten feststellen, dass die Insel heute vor allem bei Europäern bekannt und beliebt ist, weil man hier fast eine Garantie hat, Koalas zu sehen.

Das Militär hat im 2. Weltkrieg eine größere Festungsanlage auf Magnetic Island gebaut, um eine mögliche Invasion Australiens durch die japanische Armee abzuwehren, die man aus der Luft und vom Meer her erwartete. Die Gegend wurde jedoch von japanischen Angriffen verschont. Die Überreste dieser Festungsanlage, „The Forts“ genannt, kann man auch heute noch besichtigen. Man läuft über schön angelegte Wanderwege durch den Eukalyptuswald bis hoch zu den verschiedenen Anlagen. Auf diesen Wegen ist die Koala-Dichte am höchsten und auch wir hatten Glück, zwei wunderhübsche Exemplare direkt am Wegesrand auf Eukalyptus-Bäumen beobachten zu können.

Weil diese Insel so bekannt dafür ist, steht sie auf jeder Reiseroute jedes europäischen Reiseveranstalters und man hört überall vor allem deutsch, aber auch italienisch, spanisch und französisch auf der Insel. Die ungefähr 2.300 Einwohner beherbergen daher auch bis zu 4.000 Touristen, mal abgesehen von den Tagestouristen, die mit der Personenfähre übersetzen und abends wieder nach Townsville zurückfahren. Gerade für die Tagestouristen stehen dann als Mietwagen pinkfarbene Buggies bereit oder auch eine höhere Anzahl MINI Cabrios. 🙂

Wir sollten die drei Nächte in Oscar’s Rainforest Retreat am Rand von Nelly Bay unterkommen, eines der wenigen Bed & Breakfast auf der Insel und nach den Fotos zu urteilen, von Regenwald umgeben. Auch die Terrasse war dicht von hohen Bäumen umgeben, irgendwie schwante mir nichts Gutes.

Die angegebene Adresse war ein Dead End, also eine Sackgasse mit Wendekreis am Ende. Um den Wendekreis standen fünf Häuser. Vier von den Häusern waren einsehbar, von netten Gärten umgeben, sehr gepflegt und wie normale Stadthäuser eben.

Das fünfte Haus war komplett eingehüllt von Busch, Bäumen, Palmen und nicht sichtbar: Welcome to Oscar’s Rainforest Retreat!

Wir fanden dann einen Weg durch die hohen Bäume durch ein Holztor bis auf die Terrasse des B&B … indem wir uns unter dem ein oder anderen Spinnennetz mit Bewohner in der Mitte hindurchduckten. Es war ganz klar: Dirk musste das Auto ausladen und die Koffer hier durch manövrieren. Ich wusste schon nicht, wie ich mit den Spinnennetzen umgehen sollte, wenn wir abends im stockdunkeln vom Abendessen zurückkommen. Wer will mit Spinnennetz im Gesicht sein Schlafzimmer betreten?

Wir wurden von Debbie, der Inhaberin sehr nett begrüßt und ausgiebig eingewiesen. Sie gab uns sehr viele Tipps für unsere Touren auf der Insel und hatte auch schon unser erstes, sehr leckeres Frühstück im Kühlschrank deponiert. Die ersten Spinnennetze auf dem Weg entfernte sie einfach mit der Hand als ich sie drum bat.

Dann konnten wir das Auto aus- und unsere Wohnung einräumen. Ich ging ins Bad….
Beim Blick auf die Dusche und die Balken darüber stockte mir der Atem. Auf dem braunen Holz saß eine braune Spinne. Etwa 10 cm groß, dick, behaart, umgeben von Netzen und halb verspeisten Insekten.

Von meinem Platz aus konnte sie mir nichts tun, daher war es nicht so sehr die Spinne selbst, die mich in einen Schock versetzte, sondern die Erkenntnis, dass bis auf eine Fliegengitter-Tür zur Veranda, alle anderen Türen und Fenster keine Fliegennetze hatten und offen standen. Die Fenster über dem Kopfende des Bettes waren offen in fünf Meter Höhe und von unten nicht zu schließen. Das erste Mal, dass über unserem Bett ein Moskitonetz hing und ich ahnte, wofür. Wenn wir diese eine Spinne irgendwie beseitigen würden, wäre die nächste und anderes Getier in kürzester Zeit am selben oder anderen Platz in der kleinen Wohnung. Die Erkenntnis löste in mir körperliche Reaktionen aus. Ich begann am ganzen Körper zu zittern, war nicht mehr in der Lage einen klaren Gedanken zu fassen und bemerkte gar nicht, dass Dirk das komplett realisierte, was bei mir vorging.
Er fragte mich nur ganz ruhig: ‚Kannst du hier bleiben und schlafen oder nicht? Bitte einfach nur eine klare Antwort. Jetzt.‘ Meine Antwort war kurz: NEIN.

Dann fing schon Dirks Maschinerie an zu laufen und er klinkte sich ins WLAN ein und fing an, ein Hotel zu suchen. Auf einer Insel ist das immer so ein Ding: in der Hochsaison kann das schief gehen und alles ist ausgebucht. Zum Glück waren wir in der Nebensaison hier und Dirk konnte schnell ein bekanntes 4-Sterne Apartment Hotel ausmachen, das um die Ecke war und Apartments frei hatte. Ausgewählt – gebucht!

Natürlich würden wir das alles noch mit Debbie und unserer Reiseagentur klären, denn letztlich mussten wir ja jetzt erstmal Zimmer doppelt zahlen, aber an dieser Stelle war die gefühlte Sicherheit das Gebot der Stunde.

Debbie sah mir dann auch an, dass ich völlig neben mir stand und Angst ausstrahlte. Sie erklärte, dass hier eben rund ums Haus viele Bäume und Palmen mit vielen Spinnen, auch großen Spinnen wären, damit müsste man hier leben. Sie selbst hätte keine Angst vor Spinnen, sondern eher vor Mäusen (sie hat es echt gut damit!). Und wenn es nicht anders ginge, dann müssten wir eben wieder ausziehen. Sie empfahl uns dann aber auch, besser keine Bush Walks zu unternehmen, sondern lieber unten an den Stränden zu bleiben. Schließlich gäbe es auch im Buschland und Regenwald die Spinnen und ich könnte in ein Netz hineinlaufen. Pffffhhhh.

Ich hatte wirklich überlegt, ob ich das Erlebnis hier so beschreiben sollte. Schließlich haben vor allem die Leute in Deutschland, die noch nie in Australien waren, mich bereits vor Abreise madig gemacht mit ihrer eigenen Spinnenangst. Und die sagen jetzt wahrscheinlich nur ‚So So!‘.

Aber mal zur Klarstellung: ich habe weniger Probleme mit Spinnen und Schlangen draußen in ihrem eigenen Lebensraum, aber innendrin haben sie nichts verloren. Und das ging seit 7 Wochen ziemlich gut in Australien! (Außer vielleicht in den Grampions…). Man kann sich das Getier hier sehr gut draußen halten, wenn man Unterkünfte hat, die auf ordentliche Fliegengitter, gepflegtes Mauerwerk und gut schließende Türen achten. Das machen auch die meisten. Aber es gibt dann eben die Ausnahmen und wenn das für Debbie und ihre Gäste sonst kein Problem darstellt, dann muss ich halt schauen, wo ich bleibe.

Und so zogen wir in das moderne Apartment Hotel ein und im Laufe des Tages und nach einer ruhigen Nacht hatte ich mich wieder etwas beruhigt und konnte auch schon wieder drüber lachen.

Da eine Segeltour auf Magnetic Island ausfiel aufgrund starken Winds, hatten wir alle Zeit zur freien Verfügung und setzten unsere entspannten Reisetage aus Mission Beach fort. Ein Strandspaziergang in Horseshoe Bay mit Sonnenuntergang bei einem Cider am Strand ließ mich dann Magnetic Island wieder genießen.

Am nächsten Tag schauten wir in Geoffrey Bay bei den süßen Felsenkängurus vorbei und fuhren dann zum Parkplatz, von dem aus wir zum Fort wanderten und den beiden Koalas begegneten. Ach ja, eine Schlange schlängelte sich auch noch vor meinen Füßen entlang. Ich erschrak, weil ich sie erst für eine Baumwurzel hielt – und dann bewegte sich die Baumwurzel… Aber die Schlange nahm mich wohl nicht wahr, denn sie verschwand ruhig im Laub auf der anderen Seite. Leider war ich nicht schnell genug, um ein gutes Foto zu schießen, aber immerhin sieht man noch einen Teil von ihr.

Am Abend fuhren wir an der Küstenstraße die 3 km nach Picnic Bay, einem weiteren kleinen Ort auf der Insel und wollten in der Brauerei zu Abend essen. Es war nur sehr wenig los, das Essen kam aus einem Foodtruck und ab 20 Uhr versuchte man uns als vorletzte endlich loszuwerden. Naja, ganz so schlimm war es nicht, aber so ging es uns mehrfach – mal wieder – nachmittags das Café schloss um 14 Uhr als wir ankamen und die Brauerei schenkte das letzte Bier um 21 Uhr aus. Alles Uhrzeiten, da fängt der Betrieb in Deutschland – oder Europa – überhaupt erst an! Hier ist dann schon wieder Schluss. Das Licht geht aus – und mit Hilfe der Beleuchtung durch die Milchstraße fanden wir zu unserem Auto und fuhren zurück.

Am nächsten Tag ging es wieder zurück mit der Autofähre nach Townsville und mit einer gewissen Erleichterung verkündete ich Dirk auf der Fähre, dass wir ja nun Magnetic Island auch geschafft hätten. Er sah mich komisch von der Seite an. Eines DER Highlights auf jedem Australien Urlaub und dann so eine Freude bei der Abreise? Aber ein bisschen hat Dirk mich zum Glück auch verstanden. 🙂 Als nächstes bitte maximal einen Streichelhasen, aber keine anderen tierischen Abenteuer!

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