Australien

Melbourne #1: Kaffee & Friseur, Chinatown & Cocktails und die Straßenbahn

Von Launceston/Tasmanien aus sind wir nun in der Metropole Melbourne angekommen, der Hauptstadt des Bundesstaates Victoria. Melbourne wurde 1835 am Flussufer des Yarra Rivers von Europäern gegründet, die ebenfalls aus Tasmanien herüberkamen.

Melbourne ist außerdem die kleine Schwester Sydneys und mit fast 5 Millionen Einwohnern daher zweitgrößte Stadt des australischen Kontinents.

Die Europäer, mit denen ich gesprochen hatte und die bereits Australien bereist haben, waren immer entweder Fans von Sydney oder Fans von Melbourne. Und wir waren gespannt, auf welche Seite wir uns schlagen würden.

Unser Hotel in Sydney war definitiv schöner und mit Aussicht.

Unser Serviced Apartment in Melbourne hatte zwar Fenster, aber den Himmel sah man nur, wenn man den Kopf in den Nacken schob und sich etwas verdrehte. Zwei Meter von den Fenstern im 11. Stock entfernt, waren die grauen Mauern des nächsten Gebäudes. Das verlieh dem Apartment immer eine gewisse abendliche Atmosphäre – allerdings bereits am Morgen….

Wir hatten sogar eine recht große Küche, die aber so schlecht ausgestattet war wie bisher keine andere. In der Kaffeemetropole Melbourne gab es in diesem Apartment nicht mal einen Coffee Maker, nicht mal eine der sonst üblichen French Press Kannen. Also musste Dirk (Reisebeauftragter für Mobilität, Cooking, Fire & BBQ sowie Kaffeeversorgung J) morgens erstmal losstiefeln und am Coffeeshop unten an der Straße einen Long Black oder einen Flat White mit Oatmilk (Hafermilch) besorgen.

D & Y

Der erste Tag in Melbourne war einigen organisatorischen Themen gewidmet, unter anderem meinem zweiten Friseurbesuch auf unserer Reise und ich war entsprechend aufgeregt. Ich hatte mir wieder einen Termin online gebucht bei einem Friseur genau gegenüber vom Apartment-Hotel. Da wir mitten im asiatischen Viertel wohnten, lag die Vermutung nahe, dass auch der Friseur eher im Bereich asiatischer Haarschnitte unterwegs war, wie die meisten Friseurbetriebe in dieser Gegend. Aber ich war an einen internationalen Laden geraten mit Italienerinnen, Asiaten und anderen Nationen multi-Kulti, genau nach meinem Geschmack.

Daisy kümmerte sich um mich und nach klärender Zeichensprache fing sie an zu rasieren und zu schneiden. Friseur-Englisch liegt mir leider immer noch nicht. Was genau heißt stufig auf englisch??? Und dass ich den Nacken gerne spitz hätte, mit 16mm Aufsatz rasiert und einen weichen Übergang nach oben. Genau! Bin gespannt, wer mir das spontan übersetzt. 🙂 Finanz-Englisch liegt mir einfach mehr im Blut…

Erstaunlicherweise war ich mit Daisy’s Frisuren-Ergebnis wieder höchst zufrieden (‚Darling, do you like it???‘) und mit einer Dose Styling Gel verließ ich diesmal nach einer Stunde in bester Laune den Laden. Nachdem ich erst keine Lust hatte auf Großstadt, stieg mein Laune-Barometer nun endlich wieder im Viertelstundentakt.

CITY CIRCLE TRAM No. 35

Viertelstundentakt ist auch das Stichwort für die alte Tram, die im und gegen den Uhrzeigersinn rund um die Innenstadt von Melbourne rumpelt.

Sie ist wie alle Straßenbahnen in der Innenstadt kostenfrei und kann von jedermann genutzt werden. Die Info fehlte leider in einigen Blogs und Reiseführern – und die ist durchaus wichtig! Der ÖPNV in Melbournes Innenstadt wird komplett vom Straßenbahnnetz abgedeckt, mit kostenfreier Nutzung und das ist schon ein Highlight, das man mal erwähnen sollte.

Dazu soll die City Circle Tram No. 35 noch an einigen Sehenswürdigkeiten vorbeifahren, so dass man schon einen netten Überblick über die Stadt erhält.

Nach deutlich längerer Wartezeit vor dem Parlament (mit hübschen Straßenlaternen, ich konnte sie durchzählen in der Wartezeit 😀 ), stiegen wir in eine völlig überfüllte Tram – und der Straßenbahnführer erstmal aus. Er musste auf die Toilette und startete seine 10-minütige Bio-Pause. Wir standen also so rum auf der Kreuzung und warteten. Als es endlich losging, ergatterten wir doch noch Sitzplätze und ratterten mit der uralten Bahn durch die belebte Innenstadt von Melbourne. So richtig ergiebig war dies leider nicht, Dirks Gesicht sprach Bände als wir nach 50 Minuten Rundfahrt wieder ausstiegen. Aber ich war guter Dinge, dass wir bei der Fahrradtour am nächsten Tag deutlich mehr von Melbourne zu sehen bekommen würden.

PELLEGRINI

Wir beschlossen den Nachmittag im PELLEGRINI, einem ganz heißen Tipp für exzellenten italienischen Kaffee in einer Kaffeebar, die an das Mailand der 50er Jahre erinnerte. Genau in dieser Zeit immigrierte der Inhaber nach Melbourne und eröffnete dort sein Café, das er seitdem wohl nicht verändert hat. Damit hat er es bereits in diverse europäische Zeitschriften geschafft und ist inzwischen eine Institution in Melbourne. Wir genossen also einen der besten Cappuccini in einer besonderen Atmosphäre und Dirks Gesichtsausdruck hellte sich umgehend wieder auf.

THAI TIDE

Abends hatte ich uns per online Reservierung in einem Thai-Lokal bei uns im Asiatischen Viertel eingebucht und das Essen war wie erwartet aromatisch, scharf und extrem gut.

Und wir mussten auch nicht in der Schlange draußen warten, so wie das Jungvolk vor den anderen super-hippen Asia-Läden. 🙂

Was mich trotzdem fasziniert, ist die Weinkarte, die hier jedes, aber auch wirklich jedes noch so kleine Restaurant aufzeigt. Man merkt, mehr als manchmal bei uns in Rheinhessen, dass man in einem weltbekannten Weinland unterwegs ist.

1806

Wir schlenderten danach noch durchs abendliche, schön beleuchtete Chinatown und an einem Gebäude fiel uns eine Plakette ins Auge: MIXOLOGY MANAGEMENT. Das klang so nach der hohen Kunst des Cocktail Mixens. Und ein Blick durch die Tür offenbarte, dass wir richtig lagen. Es war ein alter Laden, der wie ein kleines Theater aussah, die ehemalige Bühne war nun die Bar, umrahmt von alten roten Vorhängen. Die Stühle und Sitzgruppen waren im Parkett und auf dem ersten Rang untergebracht, alles nur für eine Handvoll Zuschauer – und jetzt Cocktail Liebhaber. Dunkles Ambiente, Kronleuchter über der Bar, provokative Wandmalereien, alte durchgesessene Sessel, zusammengemischt an den Tischen, die Bedienungen in 20er Jahre Klamotten mit Hosenträgern. Die Cocktailkarte eine Reminiszenz des Bartenders an Brandy, Gin, Vodka, Rum und Whisky.

Wir ließen den Abend hier ausklingen und können die 1806 Cocktailbar in 169 Exhibition Street, Melbourne nur ausdrücklich empfehlen. 🙂 

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.