Mission Beach: Relaxte Tage & Die Suche nach den Cassowaries
Die nächste Station des Road Trips war Mission Beach, südlich von Cairns, und wir hatten drei Nächte im Sealords gebucht, einem wunderschön gelegenen Bed & Breakfast, sehr liebevoll eingerichtet, mit einer großen Terrasse nur für uns, umringt von Regenwald und Tim, einer der Inhaber, verwöhnte uns mit dem Frühstück.
Nach den vielen Touren der letzten Tage, na ja der letzten Wochen und Monate, waren Dirk und ich uns einig, dass jetzt endlich der Teil der Reise beginnt, in dem wir mehr unseren Reise-Rhythmus fahren: morgens auch mal ausschlafen, ausgiebig frühstücken, lesen, den Tag ruhig auch mal am Strand und im Café genießen und uns nicht mehr hetzen lassen.
Wir hatten verdammt viel Programm in den letzten Wochen und wir sehnten uns danach, den Tag in unserem Style und mal ruhiger zu begehen.
Mission Beach war dafür der perfekte Ort. Klein und touristisch grade etwas ruhiger. Ich glaube, ich habe es zu Anfang unserer Reiseplanung mit dem Mission Beach bei San Diego in Kalifornien/USA verwechselt und dachte hier kommt einer der absoluten Touri-Hot Spots auf uns zu mit Party am Strand bis zum Abwinken.
Weit gefehlt…
Die Auswahl an Restaurants und Bars war sehr übersichtlich und sie waren grade so bis 21 Uhr geöffnet – mit viel Glück und gutem Willen.
Wir fanden ein wunderschönes Restaurant im Nachbarort, das ‚Bingil Bay Café‘, gerade mal zwei Kilometer entfernt. Bei der sehr spärlichen Straßenbeleuchtung in Australien war zuerst die Küstenstraße ein Abenteuer im Dunkeln und das Restaurant dann das einzig anständig beleuchtete Haus der Umgebung und da der Hausherr laut die Fragen eines Pub-Quiz auf der Terrasse zum Besten gab, fanden wir den Eingang sogar ohne Taschenlampe. (Ich könnte ein eigenes Kapitel darüber schreiben! Es leuchten mehr Sterne als Straßenlaternen. Ständig steht man ab 18 Uhr mitten in der Stadt im Dunkeln herum und braucht eine Taschenlampe um zu seinem Auto oder zur Haustür zu finden. Das ist einer meiner australischen Negativ-Punkte!).
Wir verbrachten also endlich mal zwei äußerst ruhige Tage mit Strandspaziergängen an den verschiedenen Stränden der Umgebung und auf der Suche nach Kasuaren (englisch: Cassowary), also diesen riesigen flugunfähigen Laufvögeln, die mit ihrem Horn auf dem Kopf, den bunten Farben an Kopf und Hals sowie ihren unfassbar großen Füßen mit drei Zehen, die hinten eine bis zu 10 Zentimeter lange dolchartige Kralle haben, anmuten wie ein Relikt aus der Dinosaurier-Zeit. Diesen Verwandtschaftszweig scheinen sie auch tatsächlich noch im Blut zu haben. Sie sind recht selten und stehen in Australien streng unter Schutz. Also sieht man hinter jeden zweiten Biegung ein Warnschild vor den Vögeln. Selbst Privatleute haben an ihren Einfahrten private Warnschilder aufgestellt, vor allem dort, wo schon zu viele Kasuare überfahren wurden.
Leider ist uns in Mission Beach keiner begegnet.
Daher hat uns Tim, unser Host, nach Etty Bay geschickt, einem schönen, kleinen Strand mit Caravan Platz, an dem sie wohl fast täglich ihren Weg zwischen den Wohnmobilen hindurch nehmen und vom Regenwald zum Strand wandern. Morgens müssten wir dort sein, da sie sich wohl dort nur bewegen, bevor die Tageshitze einsetzt.
Also fuhren wir nach dem Frühstück los, an vielen Zuckerrohrplantagen und Bananenfeldern, mit den bunt eingepackten Bananenstauden gegen hungrige Vögel vorbei, stellten unser Auto gegen 10 Uhr am Strand ab und schauten uns um. Dirk meinte, so ein Quatsch, warum sollten solche scheuen Vögel ausgerechnet täglich zwischen Wohnmobilen durchlaufen? Aber ich dachte, vielleicht gibt es dort etwas Besonderes zu futtern, für das sie dieses Risiko eingehen.
Wir schlenderten an dem zugegeben sehr schönen kleinen Strand entlang, kletterten auf den Felsen herum und liefen dann zum Auto zurück. Wir saßen nur kurz im Auto, da sah ich den charakteristischen Kopf eines Kasuaren zwischen Picknick-Bänken auftauchen. „Dirk, sie sind da!“ Und da die Vögel anscheinend in Etty Bay an Menschen gewöhnt sind, waren sie weder scheu noch aggressiv und ließen sich recht nah fotografieren. Dirk kennt da nichts und ist immer schneller auf 3 bis 4 Meter an den Tieren dran als ich Angsthase.
Nachdem wir zwei Kasuare ausgiebig betrachten konnten, erweiterten wir unseren Strandspaziergang bis hin zu schönen Mangrovenbäumen und Felsformationen am Strand. Wir saßen auf einem Felsen und genossen die Sonne. Ich schaute relaxt nach links – und etwa 5 Meter von mir entfernt sah ich Dinosaurier-Füße unter einem Mangrovenbaum auf uns zu staksen! Ein Kasuar war uns dicht auf den Fersen. Wir sprangen auf und hielten Abstand, schließlich sind diese Vögel höchst gefährlich, wenn sie sich bedroht fühlen. Wir liefen weiter und sahen uns die großen Mangrovenbäume an.
Dirk meinte ‚Dreh Dich langsam um‘ und wieder war der Kasuar uns gefolgt und stand mit uns unter dem Mangrovenbaum, duckte sich unter den Ästen durch, beäugte uns gelassen und pickte weiter im Boden rum. Wir waren wirklich erstaunt! So nah, so pur am Strand unter Mangroven hätten wir die Tiere nie erwartet! Ein beeindruckendes Erlebnis!
Am Tag unserer Abreise wurde es nochmals beeindruckender als ein Kasuar-Vater mit seinem noch kleinen, braunen Sprössling mehrfach versuchte, die Hauptstraße aus Mission Beach raus, zu überqueren. Wir kamen kaum vorbei, weil sie ständig die Richtung über die Fahrbahn wechselten. Ein Auto hinter uns wurde schon ungeduldig und fing an zu hupen.
Aber er hatte die Rechnung ohne Vater und Sohn gemacht, die sich einfach vor sein Auto auf den Asphalt stellten. 🙂 Als wir das im Rückspiegel sahen, brachen Dirk und ich in Lachen aus und freuten uns, nochmal so eine wunderbare Begegnung in unsere Australien ‚Best of‘ aufnehmen zu können.
Übrigens ziehen bei den Kasuaren die Väter Ihre Kinder groß: die Mütter legen nur die Eier und machen sich dann aus dem Staub und suchen sich einen neuen Erzeuger. Die Väter brüten die Eier aus und kümmern sich dann bis zu 9 Monate allein um den Nachwuchs. Irgendwie genau andersherum als bei den Menschen …. zumindest meistens.
Damit verließen wir Mission Beach und freuten uns über die Tierbegegnungen der letzten Tage:
Das Wallaby, das abends unter unserer Terrasse graste und sich am zweiten Abend über die Banane von uns freute.
Die vielen riesengroßen Schmetterlinge in leuchtenden Farben, die im Garten flatterten, besonders die blau leuchtenden. (Mountain Blue Schwalbenschwanz Schmetterlinge oder papilio ulysses).
Die Kasuare, diese seltenen und besonderen Vögel aus einer anderen Zeit.
Wir hätten hier auch noch zwei Tage länger relaxen können… besonders wenn wir gewusst hätten, welche tierische Aufregung auf Magnetic Island auf uns wartete…