Neuseeland

Nordinsel #16: Turangi, Lake Taupo und Thermal Pools

Die Fahrt von Wellington nach Turangi am Lake Taupo war eher unspektakulär. Der State Highway No. 1 führte durch flache Landschaft rechts und links und gelegentlich durch Ortschaften, die wie aus der Zeit gefallen erschienen. Heruntergekommene Häuser, nichts los, Relikte aus besseren Goldgräberzeiten, viele geschlossene Geschäfte, die Pandemie hat auch hier ihre deutlichen Spuren hinterlassen und vor allem die in Neuseeland sehr strengen Lock Downs haben die Menschen und ihre Geschäfte stark getroffen.

Später wand sich Highway No. 4 von Whanganui nach Norden und es wurde wieder deutlich hügeliger. Hier allerdings wurden auf der Serpentinenstrecke zum Tongariro National Park die Schäden durch Zyklon Gabrielle mehr als deutlich: viele Erdrutsche über den Highway, abgestürzte und umgekippte Bäume, die zum Teil mit der Motorsäge entlang des Straßenrands gekürzt wurden. Dann wurde wohl das, was auf der Straße lag, mit Bulldozern weggeschoben und der Rest hing vielfach noch über dem Abhang. So fuhren wir zwischen den abgebrochenen oder gesägten Baumstümpfen durch und um ausgewaschene Straßenteile drumherum. Plötzlich tauchte mittendrin wieder eine Ampel auf, weil die Straße so weggeschwemmt war, dass es nur einspurig daran vorbeigehen konnte. Man hatte sich sehr Mühe gegeben, die Straßen wieder passierbar zu machen, aber die Beseitigung der Schäden wird wohl noch länger dauern.

Wir fuhren nun oft durch Wälder hindurch, Mischwälder, aber auch viele hohe Seekiefern, durch die der Zyklon offensichtlich hindurchgefahren war und die wie Streichhölzer in der Hälfte umgeknickt oder ganz entwurzelt waren.

Die Nordinsel hat derzeit ganz schön gelitten und der ständige Regen tat sein übriges, um Schlamm auf die Straßen zu spülen. Wir hörten auch, dass in Auckland der Dauerregen schon wieder zu einer Flut geführt hatte. Eine Brücke auf dem Highway No. 1 Richtung Norden soll inzwischen ganz eingestürzt sein. Mal schauen, was das für uns noch für Auswirkungen hat.

Auch von den drei Vulkanen im Tongariro National Park sahen wir im Dauerregen nichts, denn sie waren komplett wolkenverhangen. Erst am nächsten Tag konnte ich das Foto mit dem weißen Gatter und dem Vulkan im Hintergrund schießen als kleine Entschädigung.

So kamen wir in Turangi am Lake Taupo an, besorgten uns noch Lebensmittel für unsere Zeit im Cottage und fuhren dann ins benachbarte Omori zu unserem Domizil für die nächsten 2 Nächte.

Das Cottage war schön gelegen oberhalb des Sees mit Aussicht, nur als wir es betraten sahen wir uns etwas unschlüssig um: wir fühlten uns teilweise in die 70er Jahre zurückversetzt. Ich habe Dirk selten so fassungslos in einer Unterkunft gesehen, er traute sich gar nicht, etwas abzusetzen. Es war tatsächlich kein Cottage neuerer Bauart, sondern schon einige Jahrzehnte alt und das sah man an Bauweise, Gerätschaften und Ausstattung. Trotzdem war es sauber und für uns hergerichtet und so versuchten wir uns für 2 Tage dort einzurichten.

Am nächsten Tag war wieder Dauerregen angesagt – und auch ein Segeltörn auf Lake Taupo. Eigentlich keine besonders gute Kombination. Aber das Wetter macht hier was es will, wir hatten auch an diesem Morgen Glück, dass der Regen noch auf sich warten ließ. Nach einer Stunde Fahrt kamen wir in dem nördlich gelegenen Ort Taupo an der Marina an und bestiegen mit ca. 20 Leuten das Segelboot. Wir hatten mittlerweile schon Erfahrung, dass die Wellen auf den Neuseeländischen Seen durchaus eine eigene Dynamik haben können. Auf Neuseelands größtem See Lake Taupo war das nicht anders: Wind und Regen der letzten Tage hatten auch den See aufgewühlt und das merkten wir sofort nach Verlassen der Marina. Ich hatte schon alles an, was wir dabei hatten – und trotzdem fror ich innerhalb kürzester Zeit. Zum Glück war das Segelboot gut bestückt mit regenabweisenden Umhängen, die auch noch mit Teddyfell ausgestattet waren und so ließ es sich dann aushalten. Wir saßen relativ geschützt beim Captain, aber die Leute weiter vorne und an den Seiten wurden beim Kreuzen bei doch recht tiefem Wellengang ziemlich nass und das Boot legte sich dabei so auf die Seiten, dass der ein oder andere sich festklammerte. Für Segel-Unerfahrene ist schwer abzuschätzen, ob das einfach dazu gehört oder man schon kurz vorm Kentern ist. 🙂

Aber der Captain beruhigte die Meute und steuerte uns sicher zu den Maorifelsen, in denen die frühen Maoris bereits Gesichter in den Stein geritzt hatten.

Gut 2,5 Stunden später waren wir wieder zurück in der Marina in Taupo – ich war stolz darauf selbst bei diesem Wellengang endlich mal nicht seekrank geworden zu sein. Und kaum eine Stunde später setzte der Dauerregen wieder ein.

Wir sahen uns dann noch im Regen die Thermal Pools bei Turangi an und bestaunten die heißen, blubbernden Wasserlöcher und Tümpel, die leicht nach Schwefel rochen.

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