Neuseeland

Nordinsel #20: Matakana

Als wir Tauranga Richtung Matakana verlassen, ist Dirk wieder dran mit Autofahren und ich lotse ihn mit Google Maps aus der Stadt heraus. Als ich ihm erkläre, dass er gleich im Judea Kreisel die zweite links raus in die Zionstraße fahren soll, um dann den Highway No. 2 Richtung Bethlehem anzusteuern, schaut er mich an als wäre Weihnachten und ich würde ihn auf den Arm nehmen. Bissig antwortet er „bei der Judäischen Volksfront rechts oder bei der Volksfront von Judäa?“ 😀

Als er dann die Straßenschilder las, musste er feststellen, dass Dr. Google und ich recht hatten. 🙂 

Heute mussten wir uns ganz strikt an die Routenangaben von Google Maps beziehungsweise einer lokalen neuseeländischen Verkehrsseite halten, denn auf unserem Weg in den Norden würden wir nun vermehrt auf Schäden durch die Überschwemmungen und Zyklon Gabrielle treffen, die immer noch Straßensperrungen zur Folge haben. Wir bleiben also auf State Highway No. 1, der uns unter anderem durch Auckland führt und ca. 50 km nördlich davon in eine Region, die sich durch Weingüter, gutes Essen und schöne Strände auszeichnet. Der gemeine Auckländer verbringt hier wohl gerne seine Wochenenden und so gibt es fantastische Farmer-Märkte, die kulinarische Spezialitäten anbieten, sowie diverse Weingüter und auch exquisite Restaurants, um der Klientel Rechnung zu tragen.

Eigentlich hätte ich gerne einen Umweg gemacht und wäre noch einige Stunden über die Coromandel Halbinsel gefahren. Die Natur und Strände müssen einmalig schön sein, es gibt einen Hot Spot, der eigentlich auf keiner Neuseeland-Reise fehlen darf: Cathedral Cove, einen ikonischen Felsen mitten auf einem dieser wunderbaren Strände, ein Instagram Hot Spot! Da müssen wir natürlich auch hin (auch ohne Insta-Zeitverschwendungs-App 😀 ), müssten wir… aber die Straßenbedingungen nach Zyklon Gabrielle machen uns hier leider einen Strich durch die Rechnung. Einige Straßen sind auf Coromandel noch komplett gesperrt. Andere sind nur grob geräumt und dann freigegeben für den Autoverkehr. Man kommt wohl irgendwie hin zu Cathedral Cove, aber mit vielen Umwegen. Das Zeitfenster, das wir dafür haben, ist leider zu kurz und uns ist es zu unsicher, was die Straßensituation betrifft. Also fällt das leider flach. Oder wie Dirk sagt: „Schon wieder Regenwald und noch ein Fels auf dem Strand?“

Kiwi-Bach-Style Riverside Matakana

Also lassen wir die Bay of Plenty und Auckland hinter uns und suchen unser nächste Unterkunft im „Kiwi-Bach-Style“ in Matakana auf.

Bach-Style…. wer hier an einen kleinen Fluss denkt, liegt…. völlig falsch.

Ein „Bach“ (gesprochen:“Bätch”) ist auf Neuseeland ursprünglich ein kleines, meist bescheidenes Urlaubs- oder Strandhäuschen. Baches sind tatsächlich ein Teil der neuseeländischen Geschichte und Kultur. In der Mitte des 20. Jahrhunderts symbolisierten sie den „Beach holiday lifestyle“, also den Strandurlaub, der auch immer mehr für die Mittelklasse möglich wurde.

Heute sind solche Selbstversorger-Cottages in allen Preisklassen erhältlich, vom Tiny House auf dem Camping Platz bis zu luxuriösen Cottages in Glas und Stahl oder auch sehr individuell und originell eingerichtet (so wie unser Woolshed Cottage in Blenheim).

Diesmal hatten wir ein modernes, großzügiges Cottage im „Riverside Matakana“, einer Anlage mit Pool und kleinem Badestrand am Fluss, in dem wir uns selbst versorgen konnten. Nachdem wir in Tauranga auf Restaurants angewiesen waren, wollten wir uns trotz exquisiter Restaurant-Küchen in Matakana lieber selbst versorgen. Mal schauen, was der Farmer-Markt so hergibt und endlich wieder Dirks berühmte Spaghetti Bolognese kochen.

Farmer Markt

Und so gab es vom Farmer Markt ein hervorragendes Baguette rustique vom französischen Bäcker des Städtchens, dazu zwei echte Croissants, außerdem Walnusskäse, italienischen Bresaola, deutsche Biersticks (Würstchen) und neuseeländischen geräucherten Lachs sowie frischen lokalen Cider und das Mittagessen für unseren Strandbesuch war fertig.

Der Farmer Markt war der beste, den wir bisher besucht hatten. Wie soll ich ihn beschreiben? Es war eine Mischung aus Mainzer Wochenmarkt und Johannisfest. 🙂 Und das teilweise in einem verwinkelten alt-viktorianischem Gebäude, teilweise draußen mit passenden Ständen, eine kleine Bühne mit einer Country-Sängerin, Arkaden drumherum, ein kleiner Flusslauf, man hätte es auch als Filmkulisse im Western verwenden können. Verschiedene kleine Essenstände runden das ganze ab und so konnten wir uns durch Nachos & Tacos, Falafel und Hot Dogs einfach durchprobieren.

Mittlerweile haben wir auch eine kleine Kühltasche und zwei Kühlakkus, die uns bereits seit Beginn der Reise sehr gute Dienste leisten und es wohl auch in den Koffer für die Rückreise schaffen.

Wir stellen fest, dass in Matakana die Kühltasche erst recht ihre Berechtigung hat, denn es ist heiß und auch noch schwül. Der viele Regen der letzten Wochen hat eine Feuchtigkeit hinterlassen, die in diesem fast subtropischen Teil von Neuseeland zu einer unerwarteten Schwüle führt.

Anchor Bay im Tawharanui Regional Parc

Angesichts dieses Wetters steht uns der Sinn nur nach Strand und Meer und wir folgen einer Empfehlung unseres Gastgebers und suchen ein Naturschutzgebiet in der Nähe auf. Man darf zwar mit dem Auto reinfahren, aber das geht nur durch elektrische Gatter und auf extra ausgezeichneten Wegen, da in diesem Gebiet viele der seltenen endemischen Vögel Neuseelands leben und brüten, sogar der Kiwi.

Wir gelangen an einen weiteren der schönsten Strände, die wir je gesehen haben: Anchor Bay im Tawharanui Regional Parc. Es gibt oberhalb der Dünen ausreichend Wiesen mit riesigen schattenspendenden Bäumen und durch die Dünen kommt man zu einem wunderschönen Sandstrand umrahmt von Felsen, Mini-Inseln und Höhlen. Die Wellen sind bombastisch und wir sind sehr beeindruckt, vor allem wie einige Surfer versuchen, diese geschätzten 6-Meter-Wellen zu reiten.

Wir gehen auf Entdeckungstour zu den Höhlen, aber die Flut steht grade am höchsten und so können wir nur einen vorsichtigen Blick hineinwerfen, bevor sich wieder eine Welle bricht.

Wir sind fast allein am Strand und sitzen und staunen und lassen uns treiben. Die Sonnenstrahlen, die auf die Gischt des Meeres trifft, lässt die Felsen im Wasser und Hügel im Hintergrund wie verwunschen aussehen.

Wir beschließen, am nächsten Tag, einem Samstag, nochmals herzukommen, denn der Strand ist einfach zu schön!

Brick Bay Skulputuren-trail

Nach einem kleinen Lunch auf einem Weingut mit Skulpturentrail im Regenwald neben den Weinbergen (Wein und Kunst …), mussten wir anerkennen, dass wir diese zum Teil riesigen Skulpturen, die zwischen 5.000 und 90.000 NZ-Dollar kosteten, weder kaufen noch transportieren können. Nicht alles von dieser außergewöhnlichen Kunstausstellung haben wir gemocht oder verstanden, aber ein paar Foto-Schnappschüsse habe ich zur Kunst im Regenwald einfangen können. Manches Kunstwerk war sogar akustischer Natur und mit Lautsprechern schallte dann unter anderem ein lateinischer Kirchenchor durch den Regenwald … man muss nicht alles verstehen, aber zumindest erheiterte es uns – und dann gab’s was zu essen und ein Glas Rosé, das verstanden wir dann besser. 😉

Der schönste Strand… Anchor Bay

Den Samstagnachmittag am Strand von Anchor Bay zu verbringen…. die Idee hatten auch andere. Die waren auch besser ausgestattet als wir. Leider konnte ich das nicht fotografieren, denn wir waren geflasht, mit welcher Ausrüstung sich manche Großfamilien an den Strand aufmachten. Mal abgesehen von den großen Zelten, die aufgebaut wurden, gehörten natürlich der BBQ Gasgrill, Liegestühle und Surfbretter zum Standard. Aber wenn das Zelt dann gleich noch mit einem großen Teppich ausgelegt wird und der halbe Hausstand es nötig machte, mit 2 Pick-Ups anzureisen, dann überlegten wir schon: wohnen die hier oder machen die echt nur einen Strandtag.

Als dann gegen Spätnachmittag der Abbau des Zeltviertels begann (so eine Stunde war schon notwendig, um den ganzen Kram abzubauen und auf den Pick-Ups zu verstauen), hatten wir auf einmal so viel Platz unter schattigen Bäumen, dass wir spontan eine Stunde länger blieben als geplant.

Und obwohl so viel los war, haben sich die Leute doch am Strand und auf den Wiesen verteilt, jeder bekam seinen Platz und konnte wieder den Surfern beim Wellenreiten zuschauen oder sich selbst in die Gischt & Brandung werfen.

Diesmal konnten wir aufgrund der Ebbe auch in den Höhlen herumlaufen, auf Felsen klettern, die sonst im Wasser versanken und ganz neue Ecken entdecken, bis die Flut kam. Das waren zwei super entspannte Tage in dieser wunderschönen Natur.

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