Neuseeland

Südinsel #12: Kaikōura – Im Zeichen des Zyklons Gabrielle

Die Fahrt von Charleston im Westen nach Kaikoura im Osten war eine der langweiligsten ihrer Art. Zum einen dachten wir oft, wir fahren grade durch den Taunus und zum anderen waren wir dabei mutterseelenallein. Das war keine der üblichen Touristen-Strecken, allerdings musste man sich bei einigen Serpentinen-Strecken sehr konzentrieren. Der Fluss, der uns an der Seite lange Zeit begleitete, war recht leer, die ausgewiesenen Fotostopps hätten den Leser verwundert und eher an das deutsche Mittelgebirge erinnert.

Das änderte sich erst nach der Hälfte der Strecke, sozusagen in Mittelerde :-),  als wir näher an die Ostküste kamen und die Wolken aufzogen, die Zyklon Gabrielle von der Nordinsel Richtung Süden gepustet hatte. Am Horizont war nicht mehr viel erkennbar und es erschien uns, als würden wir wirklich Richtung Ende der Welt fahren. Es regnete mittlerweile recht stark, war neblig und verhangen und die Temperaturen fielen auf 13 Grad.

So trafen wir auf die Ostküste und fuhren auf die Halbinsel, auf der Kaikoura liegt. Wir hatten hier etwas ganz Besonderes gebucht: einen Bootsausflug, um mit Delphinen zu schwimmen.

Auf dem Weg zu unserem B&B direkt an der Strandpromenade von Kaikoura blickten wir fasziniert aufs Meer: es war düster, aufgewühlt und für meine Begriffe kamen Riesenwellen an den Strand gerollt, fast mystisch wirkte die gesamte Bucht. Und mir sank das Herz in die Hose: bei solchen Wellen war meine Seekrankheit vorprogrammiert und mir war klar, dass ich so eher die Delphine füttere als mit ihnen zu schwimmen. Vorsichtig machte ich Dirk darauf aufmerksam, dass bei so einem Wellengang auf offener See wir besser nicht unsere Schwimm- und Schnorchelkünste unter Beweis stellen sollten, sondern mindestens besser an Bord bleiben, eigentlich besser gleich ganz an Land. Wir sendeten trotzdem noch unseren Disclaimer per Email (ein Disclaimer ist die „Ich geh nicht ins Gefängnis-Karte“ der Tour-Unternehmen, die sie von jeglicher juristischer Verantwortung und allen Folgekosten befreit, die in Zusammenhang mit dämlichem Verhalten ihrer Touri-Kunden auf den Ausflügen stehen) und fragten nach, was das Wetter für den Ausflug bedeutete. Die Email-Antwort kam postwendend: wir hatten die Möglichkeit, für uns den Ausflug zu stornieren, aber im Moment standen die Chancen sogar höher, dass der gesamte Ausflug gecancelt wird.

Das bestätigte sich direkt am nächsten Morgen, als wir angerufen wurden und die Stornierung aller Ausflüge von Mittwoch bis mindestens Samstag verkündet wurde.

Nun fragten wir uns, was wir zwei ganze Tage bei diesem beschissenen Wetter in Kaikoura unternehmen sollten, und waren sogar so weit, uns das lokale Museum zu Gemüte zu führen.

Letztlich wurden daraus die entspanntesten, schönsten, unerwarteten Tage unserer bisherigen Reise. Das Wetter wurde tatsächlich besser, es regnete kaum noch, aber die Wellen waren so stark, dass wir uns das Spektakel von verschiedenen Stellen aus ansahen. Einige irre Surfer wagten sich in die Brecher hinein, obwohl selbst die Seehunde mehr an Land Zuflucht suchten als im Wasser und so entdeckten wir an den 2 Tagen ca. 70 bis 80 von ihnen direkt neben der Straße in den Felsen, manchmal auch gleich auf dem Highway und wir konnten keine 5 Meter entfernt die großen männlichen Seehunde sowie die Mütter mit ihren Kleinen beobachten. Ein Kaffee dazu, Kamera um den Hals und den Wind um die Nase wehen lassen, dazu grandiose Wellen vor toller Kulisse. Ach, schaut Euch einfach die Fotos dazu an.

Dazu gab es Neuseeland Lobster oder Crayfish, wie man hier sagt, satt: im Restaurant und an diversen Foodtrucks irgendwo an der Straße.

Endlich mussten wir mal nicht weit fahren und konnten die beiden Tage einfach relaxen und aufs Meer starren. 🙂 

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