Südinsel #2: Lake Tekapo & Mount Cook
Die Fahrt von Diamond Harbour nach Lake Tekapo führte uns durch ganz viel Landschaft. Es ist diese Weite, die das Land hier ausmacht, riesige weite flache Wiesen und Felder, alles großenteils braun verbrannt von der Sonne, am Ende des Horizonts dann erst Berge. Ich bekomme dieses Panorama mit diesem Gefühl der Weite leider kaum auf meine Fotos gebannt.
Wenn man so stundenlang durch diese Landschaft mit dem Auto fährt, ist aber auch gerade die Farbgebung recht eintönig: braun verbrannte Felder soweit das Auge reicht bis zu den Bergen, die ebenfalls großenteils braun verbrannt sind und nur wenig bewachsen mit etwas Busch.
Auf den riesigen Weiden stehen unfassbar große Schaf- und Rinderherden, sogar viele Rotwildherden, zum Teil mit bis zu 30 Hirschen mit den schönsten Geweihen. Schafe über Schafe… aber gut, dafür ist Neuseeland schließlich bekannt.
Vor einigen Jahren, wenn ich mal wieder frustriert von meinem Job war, habe ich Dirk immer angedroht, dass ich kündige, nach Neuseeland auswandere und Schafe züchte. 😀 In der Zwischenzeit habe ich zwar erkannt, dass meine Kernkompetenzen woanders liegen, aber ein kleines bisschen Wahrheit liegt natürlich in solchen Aussagen.
Jedenfalls sind wir lange Strecken einfach nur geradeaus gefahren und hatten genau dieses braunverbrannte Panorama um uns herum. Und jeden Kilometer ein totes Possum. Ihr erinnert Euch: nur ein totes Possum, ist …. Aber ich musste auch lernen, dass die Tierchen nicht ganz unnütz sind, denn sie haben ein sehr weiches Fell, das zusammen mit der Merino-Wolle der Schafe und zum Teil mit Seide ein sehr weiches Garn und damit sehr weiche Socken, Pullis und Mützen ergibt!
Und dann ging die Straße ein letztes Mal bergab und es öffnete sich vor uns der türkisfarbene Lake Tekapo. Ohhhh, kam es synchron von uns beiden.
Wir sind mittenrein gefahren in die Postkarte!
Unfassbar war dieses neue Panorama: eine wunderbare Bergwelt ringsum und dazwischen der türkisfarbene Lake Tekapo. Es waren 30 Grad, blauer Himmel und wir waren sofort angekommen.
Unser Chalet war direkt am See und wir hatten ein wunderbares Studio mit einer kleinen Terrasse und direktem Blick auf das türkisblaue Wasser und die Berge. Wir legten noch einen kleinen Spaziergang ein und fingen die ersten Fotos vom See und der Umgebung ein.
An diesem See, ungefähr 50 Meter von unserem Chalet-Studio entfernt steht eine kleine Steinkirche: eines der Hauptmotive der Südinsel von Neuseeland. Mittlerweile glaube ich, es ist eine Pilgerstätte für jeden Neuseelandbesucher! Da wir erst spätnachmittags dorthin kamen, war es nicht ganz so überlaufen und mit einer kurzen Wartezeit konnte ich tatsächlich Fotos ohne störende andere Touristen schießen. Ich bin ein Verfechter von Landschaftsbildern, also reine schöne Landschaftsfotos ohne Personen. Bei mir verkommen diese Landschaftsaufnahmen eben nicht zu Beweisfotos à la „Ich war hier“ mit mir und Victory-Fingerzeichen …
Das sahen die Japaner, die an den anderen Tagen aus den Bussen stürmten und die klitzekleine Kapelle belagerten leider etwas anders.
Aber ich hatte meine Fotos im Kasten und wir konnten amüsiert die anderen beobachten und uns dann anderen Aktivitäten zuwenden.
Mount Cook- Rundflug, der erste
Von Freunden war uns empfohlen worden, in Lake Tekapo einen Rundflug um den ca. 3.500 m hohen Mount Cook zu unternehmen und dafür gibt es dort ein Unternehmen, das mit Cessnas und noch kleineren Propellermaschinen zum Mount Cook abhebt: Air Safaris.
Unser Reisebüro hat uns dort für den nächsten Morgen um 10 Uhr einen entsprechenden Rundflug gebucht.
Nun waren auf die 30 Grad mit blauem Himmel vom Vortag graue Wolken und etwas Regen gefolgt. Keine guten Voraussetzungen für so einen Flug, der immer wetterabhängig erfolgt. Und so wurden wir auf den Nachmittag vertröstet.
Gegen 15 Uhr sah die Wetterlage tatsächlich besser aus und mit 2 weiteren Passagieren wurde uns ein kürzerer Flug angeboten, je nachdem wie sich das Wetter entwickelt. Wir nehmen, was wir kriegen, dachten wir, und sagten zu.
Und dann standen wir auf dem Flugfeld vor dieser Mini-Propellermaschine. Der Captain stand auf einer Leiter und tankte das Gerät von oben.
Dann bekamen wir eine kurze Sicherheitsanweisung, die sich hauptsächlich auf die Notausgänge des Hüpfers bezog – und das hatten wir ja schnell erledigt: Luke – Exit – Fertig.
Daraufhin zeigte uns der Captain wie man sich mit Hilfe eines kleinen Klapptrittchens und dem richtigen Griff durch die Luke ins Innere des Maschinchens zog und wir nahmen gebückt unsere Sitze ein: eine Person neben dem Captain, die anderen drei hatten jeweils eine Reihe für sich und konnten sich für den linken oder rechten Sitz entscheiden. Der Flieger war voll, Luke zu, anschnallen und los gings.
Wer meine Ausführungen zu meiner Flugangst kennt, muss sich an dieser Stelle durchaus wundern. Die Freunde, die uns das empfohlen hatten, sprachen von einer 14-sitzigen Cessna und ich saß nun in einem maximal 8-sitzigen Hüpfer.
Mir ging die Düse, das gebe ich unumwunden zu! Aber trotzdem, ich weiß nicht warum, nehme ich solche Challenges immer wieder an. Also Augen zu und durch, checken wo die Papiertüte ist und dann hoffen, dass wir heil wieder landen.
Es war erstmal eine unfassbare Aussicht auf den Ort Tekapo (laut Captain gesprochen: Tii‘kapoww) und den See. Wir flogen über Gletschermuränen und durch beeindruckende tiefe Täler dieser unwirtlichen Bergwelt, deren Gletscher auch hier leider auf dem Rückzug sind. Leider kamen wir aufgrund des Wetters nicht an Mount Cook ran, aber es war trotzdem schön. Als dann die Regenfront dichter kam und aufs Cockpitfenster bereits der Regen prasselte, fragte der Captain, ob es ok wäre, wenn wir jetzt umkehren. Ganz schnell Daumen hoch zeigen und ab zum Flughafen.
Uns wurde angeboten, falls das Wetter am nächsten Tag deutlich besser wäre, es erneut mit der kompletten Traverse rund um Mount Cook zu versuchen. Sie hätten am nächsten Morgen noch Sitze frei und die könnten wir haben.
Mir war immer noch latent schlecht vom Flug und ich dachte, na, ob das noch sein muss. Aber Dirk sagte begeistert ja und ich dachte nur „schaun mer mal“.
Mount Cook- Rundflug, der zweite
Das Wetter am Morgen versprach strahlenden Sonnenschein, wenig Wolken und vor allem keinen Regen. Dirk freute sich – ich seufzte innerlich. Wieder fuhren wir raus zum Airport. Meine Anspannung reduzierte sich etwas als ich auf dem Vorplatz des kleinen Flughafens bereits die größere, 14-sitzige Cessna stehen sah und eben nicht den kleinen Hüpfer.
Es waren auch mehr Leute da, die Maschine schien diesmal voll zu werden.
Der alte Senior-Captain, die gute Seele von Air Safaris, der allerdings nicht mehr selbst flog, erkannte uns wieder vom Vortag und winkte uns zur Maschine. Ich fragte ihn, wie lange er denn geflogen sei in seinem Leben und er versuchte zu rechnen und kam auf über 50 Jahre Flugerfahrung. Wir schätzen ihn auf Ende 70, Anfang 80, ich hätte ihn am liebsten als Ersatz-Opa adoptiert, so herzlich ging er mit uns um. Er trug weiterhin seine Fluguniform mit den 4 Streifen auf der Schulter und irgendwie wollte jeder Fluggast mit ihm ein Foto vor dem Flieger machen, er konnte es kaum glauben.
Der eigentliche Captain (ebenfalls mit 4 Streifen auf der Schulter) übernahm schließlich das Kommando, legte uns die Sicherheitsvorschriften nahe und erklärte uns wieder die Notausgänge (diesmal 3, uhuuuwow!).
Diesmal wurde tatsächlich eine echte Gangway herbeigerollt: mit genau 3 Stufen, dann war man auch schon wieder im Flieger und suchte sich leicht gebückt einen Platz links oder rechts am Fenster.
Der Captain nahm eine andere Route ein als am Vortag und wir flogen direkt weiter und tiefer rein ins Gebirge und zu den Gletschern.
Diesmal kamen wir wirklich bis zum Mount Cook, den wir zum Anfassen nah auf 3.500 m Höhe umrundeten und über Gletscher, Täler, Muränen hinwegflogen. Mich hat das tief beeindruckt, dieser Rundflug ist eines meiner absoluten Highlights, nicht nur auf dieser Reise und an ihn werde ich mich sehr lange erinnern. Das war ein Erlebnis, das seines gleichen sucht.
Ich denke, die Fotos sprechen hier für sich.
Ein Kommentar
AK
WOW!