Neuseeland

Südinsel #8: Eco Wanaka Adventures @ Mou Waho

Wir hatten für unseren zweiten Tag in Wanaka eine Tour mit einem hiesigen Guide gebucht, der uns per Boot auf die Insel Mou Waho im Lake Wanaka bringen sollte, die mittlerweile unter Naturschutz steht. Dort ist dann in einer kleinen Gruppe eine Wanderung durch die Natur vorgesehen bis zu einem kleinen See auf dem Berg der Insel.

Wie es der Zufall so will, ist genau an dem Tag das Wetter extrem schlecht: es regnet und stürmt den ganzen Tag, so dass an überhaupt keine Unternehmung zu denken ist. Teilweise sind auch Straßen kurzfristig überflutet. Wir werden also auf den folgenden Tag vertröstet und hier macht sich das gemütliche Apartment wirklich bezahlt: wir verfolgen das Wetter und die schnellen Wolkenwechsel vom Sofa aus über das gesamte Tal, die Berge und den See. Für uns ist es ein sehenswertes Spektakel, was es hingegen für die Leute in den Mini-Campern oder Schlaf-Vans auf den Camping Plätzen bedeutet, vermag ich mir nicht auszudenken. Nun ja, solange das WLAN stabil ist, ist bei denen wie bei uns auch Netflix die Lösung des Tages.

Am nächsten Morgen ist es zwar noch etwas stürmisch, aber sonnig und die Tour startet um 9 Uhr an der Marina. Das üppige Frühstück in unserem B&B macht mir etwas Sorgen als ich den Wellengang auf dem See und das kleine Boot von Chris von Eco Wanaka Adventures am Steg liegen sehe. Es ist für 8 Personen ausgelegt: wir sind 7. Da sind also Chris, unser Captain und Natur-Guide, zwei ältere Ehepaare aus UK und wir zwei.

Dirk und ich sitzen auf einer kleinen Bank neben dem Captain und ich brauche mindestens eine Hand, um mich irgendwo festzuhalten, denn Chris gibt Gas und die Wellen kommen uns auf 1,5 m Höhe entgegen. Ständig klatschen wir hart mit dem Bug auf den Wellenboden. Nach einem Drittel der Strecke hält Chris an, schaut sich um, ob es allen gut geht und bleibt an meinem Gesicht hängen. Alles in Ordnung? Nee, nicht so ganz. Chris verbannt mich auf einen kleinen Sitz im Heck des Bootes, draußen. Eingepackt in meine Regenjacke klammere ich mich an den Haltegriff und fixiere mit den Augen den Horizont.

So komme ich einigermaßen unfallfrei bis zum Landesteg auf unserer Insel.

Die Insel ist wirklich Natur pur, es gibt nur einen kleinen Platz, der von früheren Jahren stammt, als man die Insel für den Bootsbau genutzt hat. Reste einer alten Hütte zeugen noch davon. Ansonsten gibt es 2 Plumpsklos und eine Schautafel – das wars.

Chris erzählt uns einiges über die Insel, die Natur, die man hier nach diversen Bränden wieder neu aufforsten musste und die nun ein paar eigentümliche Spezies enthält. Eine davon ist eine Baumart, von der Chris einen Schössling mitgebracht hat, den wir hier gemeinsam pflanzen werden.

Dann starten wir den einzigen kleinen Wanderweg bergauf bis zu einem kleinen See oben auf der Insel. Wir wandern steil durch Regenwald und nach meiner kürzlichen Knie-Operation bin ich dankbar für die Wanderstöcke, mit denen es durch das dichte Gebüsch, die hohen Farne und an seltsam gewachsenen Bäumen vorbei Richtung Inselbergspitze geht.

Zwischendurch halten wir an, wenn Chris uns wieder einige Besonderheiten nahebringt. Er verschwindet einmal im Gebüsch und kommt mit einem Kasten zurück, der aussieht wie ein Insektenhotel. Als er es öffnet huschen 2 schwarze kleine Eidechsen umher, die Chris auf die Hand nimmt und uns zeigt.

Am kleinen See angekommen, sind wir alle beeindruckt von Aussicht und Natur. Chris hatte bereits angekündigt, dass wir dort oben eine High Tea Session einlegen: es gab also diverse Tees und Cookies, die Chris in seinem Rucksack nach oben transportiert hat.

Die Cookies lockten wiederum Sally an, einen Buff Weka, also einen Kiwi-ähnlichen Vogel, der ebenfalls nicht fliegen kann und im Regenwald rund um den See heimisch ist. Sally und Chris kennen sich seit Jahren sehr gut, daher hat sie überhaupt keine Angst, zwischen uns rumzulaufen. Der Weka ist regelrecht raffiniert, wenn es darum geht, von den Keksen etwas abzustauben: Sally schleicht sich von hinten an, reißt einer Dame aus unserer Reisegruppe den kompletten Keks aus der Hand und verschwindet im Dickicht. Chris rennt verzweifelt hinterher, denn aus zoologischen Gründen möchte er natürlich nicht, dass Sally von Wanderern und dann auch noch mit Keksen gefüttert wird. Aber Sally ist schneller und ich bin mir sicher, dass sie irgendwo im Gebüsch genüsslich den Keks verspeist.

Sie hat übrigens mittlerweile fast 30 Weka Küken auf der Insel ausgebrütet und trägt damit zur Bestandssicherung dieser Vogelart bei.

Chris holt nun wieder ein Insektenhotel aus dem Dickicht und stellt uns nun eine wirklich bizarre Gattung eines flugunfähigen Insekts vor, einen Mountain Stone Weta. Normalerweise lebt dieses große Insekten-Vieh in bergigen Gegenden zwischen 1000 und 1500 m Höhe. Hier hat es sich im Regenwald auf 300-500 m Höhe akklimatisiert und ist zum Glück friedlich, aber dennoch bizarr.

Nach einem weiteren Stopp auf dem höchsten Punkt der Insel, genießt die Gruppe die Aussicht und dann geht’s an den Abstieg – verbunden mit dem Einpflanzen eines Baumes.

Zurück auf dem Boot nehme ich gleich wieder den hinteren Sitz ein, ziehe die Regenjacke bis über die Nase zu und starre auf den Horizont und die tolle Bergwelt rund um den Lake Wanaka. So geht es auch für mich wieder unfallfrei zurück an Land nach Wanaka City.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.