Australien

Tasmanien #1: Hobart & Mount Wellington

Ich muss zugeben, dass ich vor unserer Reise über Tasmanien nicht viel mehr wusste als über die Cook Inseln. Der einzige Unterschied war, dass ich Tasmanien gleich auf der Weltkarte gefunden habe. 😀

Tasmanien gehört zu Australien, ist ein eigener Bundesstaat, aber eben eine vom australischen Festland abgetrennte Insel im Südosten und bekannt für ihre unberührte Natur und fantastische, lange und viele Wanderwege. Ein Großteil von Tasmanien ist daher als Naturreservat ausgewiesen.

Die Hauptstadt von Tasmanien ist Hobart, im Südosten der Insel und dort befindet sich unser Ausgangspunkt für unsere 14tägige Reise durch ‚Tassie‘, wie der Australier zu Tasmanien sagt.

Ihr erinnert Euch, dass ich mich über die Hitze und Schwüle auf den Cook Inseln beschwert habe? Mein Jammern wurde wohl erhört, jedenfalls sind wir bei 15 Grad und Regen in Hobart gelandet. Die erste Nutzung unserer dünnen Daunenjacken auf dieser Reise scheint in greifbare Nähe zu rücken.

Vom Flughafen lassen wir uns mit dem Taxi in unser Apartment in der Innenstadt von Hobart bringen und haben dabei den nettesten Taxifahrer der Welt erwischt. Er ist sichtlich stolz auf Tasmanien und ‚sein‘ Hobart und betätigt sich während der gesamten Fahrt bereits als Reiseführer, erklärt Geschichtliches, spricht Empfehlungen aus und freut sich riesig über das Interesse von Reisenden an Tasmanien. Nicht jeder Australienreisende schafft es auch noch bis Tasmanien, das ist bei den meisten im Reiseplan nicht enthalten. So sind es eher länger Reisende wie wir oder diejenigen mit einem speziellen Interesse an der Natur, die es nach Tassie verschlägt.

Die Tasmanier, die wir in den ersten Tagen treffen, wie zum Beispiel unseren Taxifahrer, kommen uns immer sehr offen und neugierig entgegen. Das lässt sich leicht erklären, denn die Insel diente dem britischen Empire als Sträflingskolonie, was erklärt, warum die kleine Insel bis heute ein Schmelztiegel der Kulturen ist. Die ‚Tassies‘ gelten daher aufgrund ihrer internationalen Wurzeln als besonders weltoffen.

Wir sind in einem Apartment mit Küche direkt auf dem Pier St. Elizabeth untergebracht und freuen uns riesig nach drei Wochen in Hotels und B&B’s endlich wieder unser eigenes Müsli zum Frühstück essen zu können und mal wieder zu kochen. Also laufen wir gleich bei strömendem Regen in den Supermarkt am Salamanca Place – und bekommen erstmal einen Preisschock! Ich musste ein bisschen nachforschen, aber nach derzeitigem Stand sind die 2023er Preise in Tasmanien für Lebensmittel nochmal deutlich teurer als in Deutschland – Inflation eingerechnet! 500 gr. Müsli für 16 AU$ bzw. 10 EUR ist schon harter Tobak. Selbst die auf Tasmanien hergestellten (und zwar hervorragenden) Weine kosten zwischen 25 und 45 AU$ (also 15 bis 28 EUR). Vergleicht das mal bitte mit den Rheinhessischen Weinen im Mainzer Supermarkt-Regal. Das wird nicht zu toppen sein.

Trotzdem wird die Supermarkt-Rechnung für 3 Tage Frühstück und Abendessen wohl deutlich geringer sein als eine Restaurant-Rechnung für einen einzelnen Abend. Das liegt wiederum an Gemüsepreisen, die aufgrund der lokalen Herstellung, deutlich günstiger sind als in Deutschland.

Dirk hat sich übrigens wie ein „Schnitzel“ gefreut, als er ein richtiges Vollkornbrot in den Händen hielt!  

Hobart

Hobart ist ein wunderschönes Städtchen mit einer sehr hübschen Innenstadt, sogar mit einem historischen Viertel mit vielen alten Häusern und Gebäuden aus der Kolonialzeit. Wir haben das erste Mal das Gefühl, dass wir in einer Stadt mit einer wirklichen Historie unterwegs sind. Und Hobart hat tatsächlich seit über 200 Jahren eine bewegte Geschichte. Heute wohnen hier ca. 220.000 Leute, also ist es von der Größe her direkt vergleichbar mit Mainz. 🙂 

Gegenüber unserem Pier befindet sich der berühmte Salamanca Place – früher alte Sandsteinlagerhäuser, heute trendige Restaurants, Cafés und Galerien. Samstags findet hier der Markt statt.

Im Hintergrund von Hobart erhebt sich der 1270 m hohe Mount Wellington, von dem man eine atemberaubende Sicht auf Hobart und die vorgelagerten Inseln sowie Richtung Westen bis zu den Cradle Mountains hat. Aber auch nur, wenn sich die Wolken mal verziehen. Uns hat sich Mount Wellington wie der Tafelberg in Kapstadt präsentiert: mit einem ständigen ‚Tischtuch‘ an Wolken.

Mount Wellington Summit Tour

Trotzdem buchen wir uns eine Busfahrt mit einem darauf spezialisierten Tour-Unternehmen auf den Mount Wellington. Eine Stunde dauert die Fahrt durch Hobart und dann durch den Farnwald bis ganz nach oben. Je weiter wir nach oben gelangen, desto feuchter wird es, viele kleine Wasserfälle, die am Straßenrand aus dem sehr felsigen Untergrund stürzen. Die Straße wird immer enger, aber der Busfahrer navigiert sicher an Autos und sogar LKW vorbei, regelmäßig spricht er sich mit seinen Busfahrer-Kollegen über Funk ab, wer wo steckt und wer wen als erstes vorbeilässt. Wir halten an einem Aussichtspunkt auf knapp 1.000 m Höhe an, um zum einen den anderen Bus vorbeizulassen und zum anderen die Aussicht zu genießen, die uns höchstwahrscheinlich auf dem Gipfel verwehrt bleiben wird. Auf dem Aussichtsplatz trennt uns eine kniehohe Mauer vom Abgrund und der Busfahrer hält uns kurz zurück, damit wir nicht zu nah ran treten, dann springt er auf die Mauer und sucht kurz den Untergrund ab. Er erklärt, dass hier oft Schlangen seien, die vor allem grade in der Brutzeit wären und daher auch etwas aggressiver sein könnten.

Keine Schlange zu sehen, also drängelt sich jeder nach vorn, um das beste Foto zu schießen.

Auf dem Gipfel angekommen, rät uns der Busfahrer – selbst in kurzen Shorts und T-Shirt unterwegs – zu warmen Klamotten und Jacken, da es nur 8 Grad auf dem Gipfel sind, gefühlte 4 Grad Celsius. Und da ist er! 😉 Der erste Einsatz unserer dünnen Daunenjacken, die in Taschen zusammengefaltet bisher immer etwas Platz weggenommen haben…

Es gibt eine moderne verglaste Aussichtsplattform auf dem Gipfel, den TV-Sendemast, einen Boardwalk, also Holzstege, wie eine Art Naturpfad durch die alpin anmutende Gebirgslandschaft und eine halb gläserne öffentliche Toilette. „Loo with a view“ wie unser Busfahrer die Toilette nennt und erklärt, dass es sich dabei um die am höchsten gelegene öffentliche Toilette Australiens handelt. Na, da haben wir ja eine Sehenswürdigkeit mit Medaillencharakter aufgetan!

Die Wolken sind tatsächlich sehr dicht, aber auch sehr in Bewegung und immer wieder tun sich Löcher auf, durch die man mal Hobart, mal die Inseln, mal die nächsten Berge sieht. Zum Teil sehr verwunschen und schnell wieder zugezogen, aber es werden interessante Fotos, die wir auf dem Gipfel erhalten.

Nach 30 Minuten werden wir wieder im Bus erwartet und wir starten unsere Talfahrt. Der Busfahrer ist ähnlich wie unser Taxifahrer ein wandelndes Geschichtsbuch und er erzählt uns Historie, kleine Stories, Naturbesonderheiten den ganzen Weg über, bis wir zurück in Hobart sind.

Dort erklärt er uns auch noch einige der interessanten Gebäude der Stadt, unter anderem die bekannte fast 200 Jahre alt Cascade Brauerei.

Wieder so eine Sehenswürdigkeit, die wir uns nicht entgehen lassen können und so besuchen wir nach der Tour die Brauerei, um das Cascade Pale Ale gebührend zu feiern, das älteste kontinuierlich gebraute Bier Australiens.

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