Tasmanien #7: Launceston & das Schnabeltier
Auf der Fahrt von Corinna nach Launceston nahmen wir nochmal alles an landschaftlicher Vielfalt mit auf Tasmanien, was es hier so gibt: vom nebligen Dschungel, über verschiedene Wälder und Buschland, durch Heidelandschaft bis ans Meer bei Penguin. Genauso heißt dieses hübsche Städtchen am Meer, aber leider haben wir dort keine Pinguine gesehen.
Aber auf dem Weg dorthin auf einer etwas einsamen Wald- und Wiesenstraße saß ein großer Adler (ein Wedge-Tailed Eagle, nach unseren Recherchen) am Straßenrand und erhob sich als wir uns mit 70 km/h näherten. Er war wirklich groß, hatte eine Spannweite von bestimmt 1,50 m und kam deshalb auch nicht so schnell in die Luft. Wir zogen scharf die Luft ein im Auto, denn wir konnten auch nicht so schnell bremsen, also flog der Adler haarscharf über unsere Windschutzscheibe und drehte zum Glück schnell bei, so dass er keine Kühlerfigur abgab. Wir saßen geflasht im Auto, das war grade noch gut gegangen und wir waren um eine Wildlife Begegnung der besonderen Art reicher, die uns noch länger in Erinnerung bleibt.
In Kanada habe ich damals versucht einen Adlerhorst oben auf dem Baum in 100m Entfernung mit einem Zoom-Objektiv möglichst nah ran zuziehen. Pah! Hier sitzt der Adler fast auf der Windschutzscheibe!
Wir sind mitten in Launceston im Hotel untergebracht und sind beide noch etwas neben der Spur aufgrund dieses Unterschieds von Regenwald zu City innerhalb von wenigen Stunden. Wieder einmal geht es uns beiden so, dass wir uns fragen, was wir in der Stadt eigentlich wollen, wir würden lieber wieder in die Natur. Dazu kommt, dass wir mitten im Osterwochenende sind und bis einschließlich Montag hier die meisten Geschäfte geschlossen haben und nur die Restaurants mit feiernden Familien gefüllt sind. Die Stadt ist gähnend leer und Lust auf Museen oder Kunstgalerien kommt bei uns beiden grade nicht auf. Dafür schauen wir uns einige der wunderhübschen viktorianischen Häuser an, die hier zahlreich über die Stadt verteilt sind.
Trotzdem stehe ich ziemlich neben mir, habe das Gefühl, dass wir hier nur auf unseren Abflug warten und für mich könnte der nach so vielen Erlebnissen eigentlich grade zurück in die Heimat gehen.
Ja! Ich gebe es zu: ich habe Heimweh. Oder ich will zurück in die Natur, aber bitte nicht mehr in den Dschungel, auf jeden Fall raus aus der Stadt. Häh? Versteht das einer? Bei mir macht sich eine klitzekleine Reise-Depression breit. Mittlerweile habe ich davon öfter gehört, vor allem bei Langzeitreisenden.
Abhilfe schafft unsere nette Bedienung im Frühstücksrestaurant vom Hotel, denn auch hier sind wir fast allein und sie hat Zeit, sich um uns zu kümmern. Sie erzählt uns vom Platypus-House in Beauty Point (wer hat sich diesen Namen ausgedacht?), ca. 40 Autominuten von uns entfernt. Platypus ist der englische Name für das Schnabeltier, das fast noch seltener zu sehen ist als der Kiwi in Neuseeland. Es gibt also diese Einrichtung, die einige Schnabeltiere und auch Echidnas (Kurzschnabeligel) hält, um Aufmerksamkeit für diese spezielle Gattung der Monotremes („Kloakentiere“) zu generieren und den Blick auf die endemischen Arten Tasmaniens zu schulen
Ich buche uns kurzfristig einen Besucherslot und wir fahren los, entlang des Tamar Rivers, durch das Tamar Valley, das sich bis zur Küste hinzieht. Dabei passieren wir die Batman-Brücke und Grindelwald.
Ja, genau, Grindelwald, wie das in der Schweiz. Es gibt auch in Grindelwald in Tasmanien ein Schweizer Dorf mit dem Hotel Alpenrose. Wir schauen uns das näher an. Das Dorf ist ein Resort, das es bereits seit den 1990er Jahren gibt. Als wir uns dort umschauen, ist es hundskalt, gefühlte 7 Grad und es weht ein eisiger Wind. Mich verwirrt dieses Schweizer Dorf total und wir beschließen, es hinter uns zu lassen und lieber noch eine Runde durch Grindelwald selbst zu drehen. Und das beeindruckt uns sehr: hier scheinen die Schönen, die Reichen und die ganz schön Reichen zu wohnen, denn hier gibt es so viele exklusive Häuser und Anwesen, wie wir sie bisher weder in Neuseeland noch in Tasmanien irgendwo in dieser Form gesehen haben. Aber auch hier liegen große tote Wallabys im herrschaftlichen Vorgarten an der Straße. 🙁
Dafür haben wir auch nirgendwo sonst so eine große Karnickelpopulation in schwarz und braun gesehen wie hier und auf dem dazugehörigen Golfplatz. Aber gut, es ist ja schließlich Ostern. 🙂
Wir sehen tatsächlich 5 Schnabeltiere in ihren Bassins und können 3 Echidnas im direkten Kontakt im Gehege erleben. Das war unsere einzige Chance, diese speziellen tasmanischen Tiere doch einmal live zu sehen und zu erleben, wie seltsam die Schnabeltiere wirklich sind, wie schnell und komisch sie sich im Wasser bewegen und wie die Echidnas mit ihren langen dünnen Zungen ihr Futter ertasten.
Das hat uns beide nochmal richtig positiv gestimmt, dass wir Schnabeltier und Echidna erleben durften und so machen wir uns entspannt auf den Rückweg nach Launceston.
Ostermontag…. Waschtag…. ok, wir machen außerdem noch einen kleinen Ausflug zu einem der Hot Spots von Launceston, dem Cataract Gorge.
Ich musste etwas stöbern, um eine halbwegs vernünftige Erläuterung für ein Cataract am Fluß zu erhalten, insbesondere von diesem hier in Launceston.
Letztlich ist es ein Naturphänomen, ein Wasserfall, der erst in einem Bassin endet, dass sich zwischen hohen Felsen bis in ein weiteres Bassin und dann in den Fluss ergießt.
Das Bassin wird wohl auch als Süßwasserreservoir genutzt. Und so ist der Cataract Gorge in Launceston eine Mischung aus Naturphänomen und eine Art Versorgungs-, Vergnügungs-, Wanderpark inklusive Hängebrücke und Schwimmbad. Dazu einen Sessellift mit der weltweit längsten Spannweite zwischen zwei Stützen. Also insgesamt ein Publikumsmagnet dieser Region für Einheimische wie für Touristen.
Und mit diesem letzten Tag geht dann auch unser Tassie-Aufenthalt zu Ende und wir machen uns auf Richtung Melbourne und australische Südküste.